Für Stadtrat Peter Hacker setzt Wien mit besonders gründlichem Contact-Tracing auf die richtige Strategie.

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Zwischen der Stadt Wien und dem Innenministerium herrscht von neuem Corona-Unfrieden. Man sei dem Infektionscluster, das aus Asylwerberheim, Kindergarten, Postverteilerzentren und Leiharbeitsfirmen besteht, nur durch das in Wien besonders gründliche Contact-Tracing auf die Spur gekommen, die Strategie in der Bundeshauptstadt sei erfolgreich, heißt es aus dem Büro von Stadtrat Peter Hacker. In Wien brauche es mehr, als bisher getan wurde, die Stadt müsse endlich die Hilfe der Polizei beim Containment annehmen, widerspricht Innenminister Karl Nehammer.

Was derlei Wahlkampfkabalen überdecken, ist die Erkenntnis, in welch hohem Ausmaß das Umsichgreifen der Covid-19-Seuche mit prekären Arbeitsverhältnissen zu tun hat. In Deutschland sucht es Arbeiter in Fleischfabriken heim, die in engen Unterkünften wohnen müssen. In Österreich trifft es im Kern Leiharbeiter, die es sich nicht leisten können, daheim zu bleiben, wenn sie krank sind.

Und noch etwas zeigt das Wiener Coronavirus-Cluster, das sich binnen weniger Tage als fallreich entpuppt: dass wohl einiges dran ist an der Warnung von Virologen, wonach sich der Erreger auch in Zeiten sinkender offizieller Fallzahlen in der Gesellschaft lange unbemerkt verbreiten kann – sodass sich eine befürchtete "zweite Welle" dann überfallartig manifestiert. Um das zu verhindern, müssen die Corona-Tracer schneller sein als deren Schatten. (Irene Brickner, 17.5.2020)