Nach dem Abgang von Ulrike Lunacek wäre eine Neuauflage der Learning-by-doing-Variante verantwortungslos.

Die Misere an der Front der Kulturpolitik ist noch nicht zu Ende. Entscheidend wird sein, wen Werner Kogler als verantwortlicher Minister aus dem Hut zaubert. Eine rein an der Qualifikation orientierte Wahl verhindert bekanntlich das eigene Parteienstatut. Das wesentliche Anforderungsprofil der Grünen lautet deshalb schlicht: Frau. Hinter den Kulissen kursieren einige Namen. In einem Anflug von Selbstüberschätzung müssen sich manche wohl selbst ins Spiel gebracht haben. Denn: Jetzt braucht es keine prominente Quereinsteigerin oder Vertreterin aus der Szene. Es braucht keine Parteigenossin, in deren Lebenslauf sich irgendeine Affinität fände oder die zwischendurch ein Theater oder Vernissagen besucht. Die Learning-by-doing-Variante hatten wir, eine Neuauflage in der gegenwärtigen Krise wäre verantwortungslos.

Kulturpolitik ist keine Spielwiese, sondern verlangt hier und jetzt professionellen Einsatz. Dazu gehört ein Problembewusstsein für die Situation aller Akteure, das sich an Lösungen orientiert, die nicht an Budgetfragen scheitern dürfen. Das erfordert Durchsetzungsvermögen und die optimale Nutzung struktureller wie fachlicher Ressourcen des Ministeriums. Das Bestmögliche muss in den nächsten Wochen und Monaten das Ziel sein.

Eine Versierte weiß um den damit verbundenen Kampf. Im Idealfall würde sie das dürftige Engagement der Grünen in deren Sinne sogar kompensieren. (Olga Kronsteiner, 18.5.2020)