Heinz-Christian Strache war ein erfolgreicher Politiker. Mit 35 übernahm er die FPÖ, eine rechtspopulistische Partei mit rechtsextremen Grundströmungen, und brachte sie 2017 mit unablässiger Krawallpolitik auf 26 Prozent und in die Regierung. Er selbst wurde Vizekanzler. Dann kam der totale Absturz von Ibiza. Seither versucht Strache mit einer FPÖ-Abspaltung eine Art Comeback.

Der frühere FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache.
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Sonntagabend leistete der ORF diesem Plan Vorschub, indem er Strache zum Ibiza-Jahrestag zu "Im Zentrum" einlud. Dort war Strache mit absolut honorigen Diskutanten konfrontiert, die den Versuch unternahmen, aus dem Phänomen einer so völlig anders strukturierten Person wie Strache so etwas wie Sinn zu schöpfen.

Straches Auftritt war seltsam schizophren. Einerseits geißelte er sich selbst wegen des fürchterlich peinlichen Blödsinns, andererseits versuchte er das Unbestreitbare zu bestreiten: Das Video sei manipuliert gewesen, man hätte ihm Drogen ins Red Bull getan usw. Die klassische Täter-Opfer-Umkehr.

Strache ist ein 51-jähriger Gewohnheitspolitiker, der finanziell vom Politikersein abhängig ist. Er wird wohl keine bedeutsame politische Position mehr bekommen – wenn diesem Land noch zu helfen ist.

Er wird uns aber noch eine Weile begleiten, denn für jemanden seiner Art gibt es bei uns doch einen Markt. Wir sind zwar nicht alle so, aber manche schon. (Hans Rauscher, 18.5.2020)