Die Folge von Lungenschäden durch Covid-19 sind häufig Thrombosen im Lungenkreislauf, oft kommt es dann auch zu Schäden in anderen Organen.

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Das Coronavirus SARS-CoV-2 löst nicht nur schwere Lungenentzündungen aus, sondern kann überdies Thrombosen in der Lunge verursachen und in weiterer Folge auch andere Organe wie Niere, Leber und die Bauchspeicheldrüse schädigen. Das zeigen nun auch die Ergebnisse von elf Obduktionen in Wien, Graz und Linz, deren Ergebnisse im Fachjournal "Annals of Internal Medicine" veröffentlicht wurden.

"Unsere Untersuchung zeigt, dass zwar die Schäden an der Lunge der Ausgangspunkt der Erkrankung sind, aber die Folge sind häufig Thrombosen im Lungenkreislauf selbst und es sind auch andere Organe geschädigt", sagte Sigurd Lax, Professor für Pathologie an der Universität Linz und Vorstand des Instituts für Pathologie des Landeskrankenhauses Graz II. Die Ergebnisse der Studie, an der neben der Uni Linz auch die Medizinischen Universitäten Graz und Wien beteiligt waren, decken sich mit Befunden von Obduktionen in Deutschland, die kürzlich veröffentlicht wurden.

Verlangsamte Durchblutung

Covid-19 führt direkt in den Lungenbläschen zu einer Entzündung. Durch eine Mitreaktion in den kleinen Arterien wird dabei häufig eine Blutgerinnung ausgelöst, die speziell bei Patienten mit Vorerkrankungen des Herz-Kreislaufsystems zu einer Verlangsamung der Lungendurchblutung und in der Folge zu weiteren Thrombosen in der Lunge führen kann. Damit kommt es zu einem rasch voranschreitenden Versagen der Lungenfunktion und des Kreislaufs als unmittelbare Todesursache bei Covid-19.

Zudem sind bei der Erkrankung eine Reihe weiterer Organe wie Niere, Leber, Bauchspeicheldrüse, Nebenniere und lymphatisches System mitbetroffen. "Wir sehen, dass es sich bei Covid-19 um eine schwere Infektionskrankheit handelt, die den gesamten Organismus beeinträchtigt", erklärte Michael Trauner von der Universitätsklinik für Innere Medizin III der Medizin-Uni Wien. Noch sei nicht klar, ob es bei Überlebenden schwerer Verläufe zu Langzeitschäden der betroffenen Organe kommt.

Offene Fragen

Obwohl die Patienten vorbeugend mit Blutverdünnern versorgt wurden, konnten diese die Covid-19-typischen Thrombosen nicht verhindern. Die Rolle von blutverdünnenden Medikamenten zur Vorbeugung und Behandlung dieser Thrombosen sei daher noch nicht geklärt, betonen die Mediziner. Die Studie würde aber die Forderung von Gerinnungsspezialisten nach einer großzügigen und rechtzeitigen Indikationsstellung für eine Thromboseprophylaxe – auch bei nicht-hospitalisierten Patienten – unterstützen. (red, APA, 18.5.2020)