Foto: EPA/WU HONG

Fünf Neuinfektionen an einem Tag in einem Land von 1,3 Milliarden – in Europa würde derzeit bei solchen Zahlen Jubel ausbrechen. Nicht aber so in China – dort gehört es mittlerweile zur Legitimation der kommunistischen Partei, das Land virusfrei zu halten.

Und deswegen zeigte sich Zhong Nanshan, der oberste Seuchenexperte des Landes, beunruhigt angesichts von fünf Covid-19-Infektionen, die China am vergangenen Samstag verzeichnete. Die Gefahr einer zweiten Welle sei noch immer groß, sagte er dem Sender CNN.

Zurzeit ist es die Stadt Jilin im Nordosten des Landes, die als Hotspot gilt. Wie gesagt – auch das ist relativ: Insgesamt sind dort 125 Personen mit dem Virus infiziert. Das aber genügt, um das Sicherheitslevel von mittel auf hoch zu erhöhen. Für die Bewohner der Vier-Millionen-Stadt bedeutet das: Pro Haushalt darf nur eine Person am Tag das Haus verlassen, um nötige Besorgungen zu machen. Alle Flug-, Bus- und Zugverbindungen sind gekappt. Vier Lokalpolitiker wurden ihres Amtes enthoben. Stattdessen übernimmt nun Vizepremier Sun Chunlan das Regiment, die auch die Kampagne in Wuhan beaufsichtigte.

Dort allerdings sorgten vergangene Woche auch erstmals wieder asymptomatische Infektionen seit dem 8. April für Unruhe. Die Behörden im einstigen Epizentrum der Pandemie reagierten massiv: Alle elf Millionen Einwohner der zentralchinesischen Stadt sollen bis zum 24. Mai getestet werden. Einige Anwohner beschwerten sich über das Verfahren – weil man dort in langen Schlangen anstehen müsse, steige die Ansteckungsgefahr. Auch in Shulan, einer 600.000-Einwohner-Stadt an der Grenze zu Nordkorea, bleibt die Lage angespannt. Wie in Jilin geht man davon aus, dass das Virus durch chinesische Rückkehrer aus Russland wieder ins Land gebracht worden ist. Aus Angst vor reimportierten Fällen hat das Land seine Grenze am 28. März geschlossen. (pmat, 19.5.2020)