Wer Lust auf ein Stück heile Welt hat, muss dieser Tage nur auf eine sogenannte Corona-Demo gehen. Dort ist von Medizinern zu hören, dass das Coronavirus weit weniger schlimm als das Grippevirus sei oder dass die Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung der Pandemie völlig überzogen seien. Man könne sich ruhig unbeschwerte Stunden machen. Vor den hohen Todeszahlen in anderen Ländern werden die Augen verschlossen.

Demonstration der Initiative für evidenzbasierte Corona-Informationen vor dem Bundeskanzleramt in Wien.
Foto: APA/HANS PUNZ

Auf den Demos treten auch Impfgegner auf, die inbrünstig die These verbreiten, es würde das Virus gar nicht geben. Die originelle Begründung dafür: "Ich habe noch nie einen an Corona Erkrankten gesehen." Andere vermuten die Pharmaindustrie oder Bill Gates als Urheber der Pandemie. Empathie mit Menschen, die am Coronavirus erkrankt oder verstorben sind, ist nicht zu finden. Dafür hört man Sätze wie: "Es trifft ja eh nur Alte und Schwache."

Das passt zum Weltbild einer weiteren Gruppe, die immer bei den Demos auftritt: Rechtsextremisten, die dort ihre Propaganda verbreiten. Und dann gibt es Teilnehmer, die sich Sorgen um ihre Zukunft, ihren Job oder um die Beibehaltung demokratischer Grundrechte machen. Daran ist rein gar nichts auszusetzen. Das Virus ist eine Zumutung, aber deswegen muss sich niemand mit Rechtsextremen oder Corona-Leugnern gemeinmachen. Wenn diese auftauchen, ist es besser, nach Hause zu gehen oder eine eigene Demo zu organisieren. (Markus Sulzbacher, 19.5.2020)