Maria Happel übernimmt die Leitung des Max-Reinhardt-Seminars.

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In Zeiten, da Liebesszenen mit zusammengesteckten Köpfen und schweißtreibende Faustkämpfe auf den Theaterbühnen des Landes als Virenschleudern in Verruf geraten sind, ist guter Rat für die darstellende Zunft teuer. Gut möglich, dass Schauspielerin Maria Happel nach fast 30 Jahren Auftrittspraxis am Wiener Burgtheater in dieser Krisensituation einige gute Tipps im Ärmel hat. Seit 2018 unterrichtete sie nebenbei am Max-Reinhardt-Seminar das Fach "Rollengestaltung" – in den letzten Wochen quarantänebedingt über die Videokonferenzplattform Zoom! Kein Wunder also, dass sie nun die Richtige sein soll, um die als Talentschmiede renommierte Schauspielschule gegenüber dem Schloss Schönbrunn in den nächsten Jahren zu leiten.

Was sie vorhat? Was das für ihre Auftritte bedeutet? Dazu hörte man bisher nichts. Es wird sie hoffentlich nicht über die Maßen in Beschlag nehmen. Denn als Schauspielerin ist Happel mit der markanten Stimme bei Kritikern und Publikum gleichermaßen beliebt. Bekannt ist sie abseits der Bühne auch aus Film und TV: Bei SOKO Donau spielt sie seit 2010 die Rechtsmedizinerin "Franzi" Beck, in Dennstein und Schwarz seit 2018 eine Anwältin mit Eheproblemen und Herz. Klar fiel ihr Name auch in Spekulationen um Anna Badoras Nachfolge am Volkstheater.

Über die Orgel zum Schauspiel

Zum Schauspiel gekommen ist die 1962 im deutschen Spessart in eine Winzerfamilie geborene Happel übrigens über den Umweg der Musik, nämlich beim Orgelspiel. Die Inszenierung der Messe fand sie lustiger als ihren Part am Orgelbock. Von den Bühnenbrettern Kölns weg engagierte Claus Peymann sie schließlich 1991 nach Wien. Acht Jahre später folgte sie dem Regisseur zwar ans Berliner Ensemble, kehrte aber schon 2002 "reumütig", wie sie sagt, zurück. Schauspielerin in Wien zu sein, das sei eben besonders. Seit 2016 ist sie sogar Kammerschauspielerin. 2019 spielte sie in Ionescos Die Stühle im Akademietheater wieder unter Peymann.

An der Volksoper wiederum stand die ausgebildete Mezzosopranistin zuletzt im Musical Gypsy auf der Bühne. Länger (seit 1995) begleitet sie musikalisch aber Edith Piaf. Deren Biografie war ihr früh in ihrer Karriere zugleich eine Warnung in Sachen Ruhm. Erdung gaben Happel schließlich auch Ehemann und Schauspielkollege Dirk Nocker sowie die beiden Töchter. Auch die neue Aufgabe dürfte nun noch etwas von der Bühnenzwangspause ablenken. (Michael Wurmitzer, 18.5.2020)