Donald Trump nimmt seit eineinhalb Wochen ein Malaria-Medikament ein. Die US-Arzneimittelbehörde warnt davor.

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Washington – Im Konflikt mit China hat US-Präsident Donald Trump der Weltgesundheitsorganisation (WHO) inmitten der Coronavirus-Pandemie mit dem Austritt der USA gedroht. Sollte sich die WHO innerhalb der kommenden 30 Tage nicht zu "wesentlichen Verbesserungen" verpflichten, werde er die Zahlungen endgültig einstellen und die Mitgliedschaft in der Organisation überdenken, heißt es in einem Schreiben Trumps an WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Trump veröffentlichte den Brief am Montagabend nach dem ersten Tag der Jahresversammlung der WHO-Mitgliedsländer, an der er selbst nicht teilgenommen hatte. Er wirft der WHO China-Hörigkeit vor. Chinas Präsident Xi Jinping hatte zum Auftakt der Tagung dagegen zu größerer Unterstützung der WHO aufgerufen und die Bereitstellung von weiteren zwei Milliarden Dollar (1,85 Milliarden Euro) als Corona-Hilfe für ärmere Länder angekündigt.

Trumps Brief an den WHO-Chef.

Vorwürfe wiederholt

Trump hatte bereits vor einem Monat eine vorläufige Einstellung der Zahlungen an die WHO veranlasst und damit international Kritik auf sich gezogen. Er machte die Organisation für die hohe Anzahl der Toten in der Coronavirus-Krise mitverantwortlich und bezeichnete sie als Marionette Chinas.

Jetzt bescheinigte er der WHO erneut einen "alarmierenden Mangel" an Unabhängigkeit von China. Die WHO habe es verabsäumt, glaubwürdigen Berichten nachzugehen, die in direktem Widerspruch zur Darstellung Pekings stünden. Zudem habe die WHO taiwanische Informationen über eine mögliche Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch nicht unverzüglich mit dem Rest der Welt geteilt, und das "wahrscheinlich aus politischen Gründen".

Widersprüchliche Tweets

Nachdem in den USA bereits mehr als 90.000 Menschen nach einer Corona-Infektion gestorben sind, ist Trump selbst schwer unter Druck. Er hatte die Gefahr des Coronavirus öffentlich lange heruntergespielt. Ein Vorwurf, den er gegen die WHO erhebt, wird auch gegen ihn gerichtet: China Ende Jänner noch für Transparenz im Zusammenhang mit dem Ausbruch gelobt zu haben.

"China war alles andere als transparent", erklärte Trump nun in seinem Brief an Tedros. In einem Tweet vom 24. Jänner hatte er allerdings selbst geschrieben: "China hat sehr hart daran gearbeitet, das Coronavirus einzudämmen. Die Vereinigten Staaten wissen seine Anstrengungen und Transparenz zu schätzen."

Vage Vorstellungen

Die WHO ist für Trump ein willkommenes Angriffsziel. In ihr kann er seine Kritik an den Vereinten Nationen sowie am wachsenden Gewicht des Wirtschaftskonkurrenten Chinas vereinen. Kritiker werfen ihm vor, mit seinem Feldzug gegen die WHO von eigenen Versäumnissen abzulenken. "Es ist klar, dass die wiederholten Fehltritte, die Sie und Ihre Organisation sich bei der Reaktion auf die Pandemie geleistet haben, die Welt extrem teuer zu stehen gekommen sind", heißt es in Trumps Brief.

Was er sich konkret unter den geforderten "wesentlichen Veränderungen" vorstellt, bleibt vage. Die WHO müsse Unabhängigkeit von China zeigen, forderte Trump. Der Verweis auf die frühere WHO-Chefin Harlem Brundtland macht deutlich, dass er "kühne" Entscheidungen von der WHO und auch mal Kritik an China erwartet.

Seine Regierung habe bereits Gespräche über eine Reform der Organisation begonnen. "Aber es muss schnell gehandelt werden. Wir haben keine Zeit zu verlieren", erklärte Trump. Er könne nicht zulassen, dass das Geld der amerikanischen Steuerzahler eine Organisation finanziere, die nicht amerikanischen Interessen diene.

Malaria-Medikament

Gleichzeitig sagte Trump, dass er nun ein Malaria-Medikament als Coronavirus-Prophylaxe einnehme. Er schlucke seit etwa eineinhalb Wochen Hydroxychloroquin, sagte er am Montag. "Was hat man zu verlieren?", fragte Trump vor Journalisten. Es sei gut möglich, dass die Arznei etwas bewirke.

Er habe "sehr gute Dinge" über das seit langem zugelassene Malaria-Präparat gehört, sagte Trump. Auf Nachfrage nach wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Nutzen einer solchen Prophylaxe behauptete Trump, er habe dazu viele Anrufe bekommen, auch viele Ärzte und Krankenschwestern nähmen es vorsorglich ein. Er habe die Einnahme mit dem Arzt des Weißen Hauses abgestimmt.

Trump hatte im März und April immer wieder für Hydroxychloroquin als Therapie für Patienten geworben, die an Covid-19 litten. Das Medikament sei ein "Geschenk Gottes", schwärmte er damals.

Warnung der Behörde

Ende April warnte die US-Lebensmittel- und Arzneibehörde FDA allerdings vor dem angeblichen Wundermittel: Es gebe keine belastbaren Beweise einer Wirksamkeit gegen Covid-19, das Mittel erhöhe aber das Risiko lebensgefährlicher Herzrhythmusstörungen. Zuvor hatte eine Studie bei Einnahme des Medikaments in Kombination mit einem Antibiotikum eine höhere Sterblichkeit bei Patienten festgestellt.

Trump erklärte, er nehme auch Zink ein, um sein Immunsystem zu stärken. Coronavirus-Tests seien bei ihm zuletzt negativ ausgefallen. Es blieb zunächst unklar, ob Trump Hydroxychloroquin als Prophylaxe gegen eine Infektion einnimmt oder in der Hoffnung, dass damit Covid-Symptome milder ausfallen. (APA, red, 19.5.2020)