Vor rund 45.000 Jahren ließen auf dem australischen Festland wahrhaft gigantische Lebewesen die Erde erzittern: Tonnenschwere, den heutigen Wombats ähnelnde Beuteltiere, Schildkröten mit den Ausmaßen von Kleinwagen, über sieben Meter lange Warane und annähernd drei Meter hohe Laufvögel sind nur eine kleine Auswahl der damaligen Megafauna auf dem Südkontinent. Warum all diese Riesen gegen Ende des Pleistozän verschwanden, war lange Zeit umstritten. Inzwischen geben zahlreiche Studien dem Menschen die Hauptschuld. Fakt ist jedenfalls, dass das Aussterben der Megafauna zeitlich mit der Eroberung Australiens durch Einwanderer aus dem Norden zusammenfällt.

Vor über 40.000 Jahren lebten gigantische Lebewesen in Australien.
Illustr.: Griffith University

Extremer Klimawandel

Nun haben Paläontologen vom Queensland Museum und der Griffith University weitere, bisher unbekannte Angehörige der Megafauna entdeckt, die bis vor 40.000 Jahren im tropischen Norden Australiens lebten. Analysen der Funde zeigten, dass für deren Verschwinden jedoch nicht der Mensch die Verantwortung getragen hat, sondern vielmehr ein extremer Klimawandel.

Nach den im Fachjournal "Nature Communications" veröffentlichten Ergebnisse trocknete die Region damals allmähliche aus, was zu Vegetationsveränderungen und vermehrten Buschbränden geführt haben dürfte. Die Folge war ein Aussterben von mindestens 13 Angehörigen der lokalen Megafauna, darunter vier gewaltige Reptilienarten, ein Beutellöwe sowie riesige Wombats und Kängurus.

Der Fundort South Walker Creek brachte zahlreiche Fossilien ans Licht.
Foto/Grafik: Scott A. Hocknull et. al.

Die Fossilien wurden in einem Gebiet namens South Walker Creek in der Nähe der Stadt Mackay entdeckt, in dem einst mindestens 16 Megafauna-Arten beheimatet waren. Für die Datierung der Funde nutzten die Forscher die sogenannte Optisch Stimulierte Lumineszenz, mit der sich bestimmen lässt, wann der Quarz im Boden das letzte Mal Licht ausgesetzt wurde.

Keine Menschen in der Nähe

"Dabei haben wir herausgefunden, dass das Alter der Fossilien zwischen 60.000 und 40.000 Jahre liegt", sagt Tim Pietsch vom Australian Rivers Institute der Griffith University. "Das bedeutet, dass diese riesigen Tiere auf dem australischen Kontinent Zehntausende von Jahren mit Menschen zusammenlebten." Lokale Belege für die Anwesenheit von Menschen konnten allerdings nicht entdeckt werden, was darauf schließen lässt, dass sie nicht zum Verschwinden der großen Tiere beigetragen haben.

Die Datierung zeigte überdies, dass der Standort South Walker Creek der jüngste dieser Art in Nordaustralien ist. Die Region war Treffpunkt für eine Vielzahl von Megafauna-Arten, einschließlich mehrerer neuer Spezies, die noch wissenschaftlich beschrieben werden müssen.

Video: Australiens tropische Megafauna
Queensland Museum Network

"Diese tropische Megafauna am South Walker Creek war einzigartig und wurde von riesigen Reptilien-Fleischfressern und Pflanzenfressern dominiert, die vor etwa 40.000 Jahren ausgestorben sind, lange nachdem Menschen auf das australische Festland gekommen waren", sagt Scott Hocknull vom Queensland Museum. Zu den Highlights unter den Funden zählen Überreste des mit einer Höhe von 2,5 Metern und einer geschätzten Masse von 274 Kilogramm größten Kängurus der Welt sowie ein Süßwasserkrokodil von etwa sieben Metern Länge.

"Seit der Zeit der Dinosaurier war Australien nicht mehr Heimat solch großartiger Riesen – und doch waren sie innerhalb eines geologischen Augenblicks wieder verschwunden", sagt der Paläontologe des Queensland Museum, Scott Hocknull, der die Studie leitete. "Darin liegt eine Botschaft für uns alle". (tberg, 24.5.2020)