Optimisten wollen es als kleinen Schritt Richtung schlechte alte Normalität sehen: Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) zeigt sich besorgt und quält Wien. Es geht um neue Krankheitsfälle, die auch in einem Postverteilungszentrum der Hauptstadt aufgetaucht sind. Wien ist folgerichtig in der Person von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) erbost und fühlt sich wahlkampfmäßig belästigt. Corona-Minister Anschober (Grüne) wirkt in diesem Match wiederum als kalmierender, dem Innenminister widersprechender Schiedsrichter.

Es bleiben somit auch erfahrene TV-Betrachter den Montag über verwirrt und finden auch abends keine Klarheit. Nehammer legt auf Puls 24 nach, bringt Wien in Verbindung mit einer zu verhindernden zweiten Welle. Er schafft es jedoch nicht ins ZiB 2-Studio, um den Wickel mit Hacker klärend auszufechten.

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Im halbleeren TV-Politring kann Hacker folglich seine legendäre, leicht herablassende Art mit gereizter Eloquenz mixen. Auch wenn Armin Wolf dazwischengeht, fehlt Nehammer, um Hacker zu bremsen: Wien blicke halt mit der Lupe auf die Infektionen, deswegen sehe es mehr, so Hacker. Folglich fühlt er sich nicht verpflichtet, "die persönlichen Wünsche" des Innenministers "zu befriedigen". Es würden "absurde Vorwürfe" im Rahmen einer "Kampagne gegen Wien" vorgebracht – garniert mit "falschen Gerüchten", die "zu widerlegen schon fad ist!".

Nehammer hätte den ZiB-Nahkampf im Sinne der Klärung suchen sollen. Unterhaltsam waren die Folgen seiner Abwesenheit allerdings schon. (Ljubiša Tošić, 19.5.2020)