Rachinger, Ruiss, Föttinger, Schröder, Haag: Die Reihe an Namen von Kulturmanagern, die Vizekanzler Werner Kogler bei der Präsentation seiner neuen Staatssekretärin für Kunst und Kultur aufzählte, war lang. Sie alle, so ein sichtlich erleichterter Kogler, würden die Qualifikation ihrer neuen Ansprechpartnerin in der Politik würdigen. Bei Ulrike Lunacek war das im Jänner nicht so. Das Unverständnis ob der Quereinsteigerin war damals groß. Für Nachfolgerin Andrea Mayer regnet es dagegen Vorschusslorbeeren. Darauf sollte sich Kogler nicht ausruhen.

Nach der Personalkrise ist nämlich vor der nächsten Kulturkrise. Mit der Nominierung der erfahrenen, in der Szene hoch anerkannten Mayer wurde zwar ein Personalproblem gelöst, inhaltlich steht man in der Kulturpolitik aber weiterhin mit dem Rücken zur Wand. Werden nicht schnell Lösungen für notleidende Kulturschaffende und insolvenzgefährdete Einrichtungen geschaffen, dann fliegen den Politikern wieder offene Briefe und Wutvideos um die Köpfe. Wobei die Hilfe für Künstlerinnen und Künstler zum jetzigen Zeitpunkt am dringlichsten ist.

Vizekanzler Werner Kogler präsentierte die neue Staatssekretärin für Kunst und Kultur Andrea Mayer.
Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Die vielen unterschiedlichen Maßnahmen, Kulturschaffende finanziell zu stützen, offenbarten sich zuletzt als immer größeres Gewirr. Lächerliche Summen, hyperbürokratische Anträge und eine Vielzahl unterschiedlicher Hilfen verwirrten und verärgerten die Antragsteller gleichermaßen. Ob frei oder festangestellt: Künstlerinnen und Künstler sind die Säulen, auf denen das Kulturleben mit all seinen imposanten Tempeln aufgebaut ist.

Zahlungsunfähigkeit

Auch für die Kulturbetriebe wird man zeitnah eine Lösung finden müssen. Viele drohen ob fehlender Besucher – und somit Einnahmen – in den kommenden Monaten in die Zahlungsunfähigkeit zu schlittern, die großen Häuser mit ihren stimmgewaltigen Direktoren gleichermaßen wie die kleinen. Ihnen wird man die Ausfälle teils oder vollständig ersetzen müssen – womit wir wieder bei Kogler und auch bei Finanzminister Gernot Blümel wären. Bei aller Hoffnung, die Kulturschaffende in Mayer setzen: Es sind die beiden Herren, die jetzt in der Verantwortung sind.

Als Staatssekretärin verfügt Mayer weder über ein Stimmrecht im Ministerrat, noch kann sie direkte Verhandlungen mit dem Finanzminister führen. Es sind Kogler und Blümel, die endlich zeigen müssen, was ihnen die Kultur wert ist. Kogler sollte erkannt haben, dass Kulturschaffende nur eine schwache Lobby haben, sich aber lautstark Gehör verschaffen – und als grüne Kernwählerschaft der Partei erheblichen Schaden zufügen können.

Blümel wiederum sollte endlich realisieren, was die Kultur für Österreichs Wirtschaft bedeutet. Es waren nicht zuletzt Johanna Mikl-Leitner und Wilfried Haslauer, die in den letzten Wochen vor und hinter den Kulissen kräftig für die Kultur lobbyierten. Die beiden schwarzen Landeshauptleute wissen, welche Bedeutung die Kultur für ihr Bundesland hat. Nur wenn die Lobby für die Kultur auf eine breite Basis gestellt wird, kann ihre Rettung gelingen. (Stephan Hilpold, 19.5.2020)