Bild aus dem Karolinska-Spital in Solna nahe der schwedischen Hauptstadt Stockholm.

Foto: Jonathan NACKSTRAND / AFP

Wie im Rest Europas starten zwei Monaten nach der Corona-bedingten Verhängung rigider Einreisebeschränkungen auch die skandinavischen Länder mit ersten Lockerungen. Unklar sind sie sich allerdings darüber, wie sie mit Schweden umgehen sollen. Die Regierung in Stockholm geht bekanntlich einen etwas anderen Weg als viele andere: Sie setzte mit Ausbruch der Pandemie zwar ebenfalls auf Ausgangsbeschränkungen, allerdings basieren diese auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. So blieben etwa Schulen und Kindergärten ebenso geöffnet wie Geschäfte und Friseurläden. Universitäten waren allerdings zu, Versammlungen mit mehr als 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern verboten, Besuche in Seniorenheimen und das Bestellen an der Theke in Bars ebenso. Restaurants hatten offen, mussten aber sicherstellen, dass die Gäste zwei Meter Abstand zueinander halten können.

Das öffentliche Leben ging in Schweden vergleichsweise ungestört weiter, allerdings hatte der sogenannte Sonderweg auch einen Preis: Schweden verzeichnete von Beginn der Pandemie an die höchste in Zusammenhang mit Covid-19 stehende Todesrate in Skandinavien. Vergangene Woche starben dort europaweit die meisten Menschen im Verhältnis zur Bevölkerung: Schwedens Todesrate belief sich im Zeitraum vom 12. bis 19. Mai auf 6,25 Tote pro Million Einwohner beziehungsweise Einwohnerinnen pro Tag, wie Berechnungen der "Financial Times" zeigen. Auf Platz zwei liegt in dem Zeitraum Großbritannien mit täglich 5,75 Toten per Million. Während überall sonst in Europa die Zahlen zurückgehen, steigen sie in Schweden weiterhin. Die meisten Menschen in Schweden sterben in Altersheimen. Die Regeln, wer aufgrund von Alter und Grunderkrankungen zu den Intensivstationen der Krankenhäuser zugelassen wird, sind dort bereits wesentlich strenger als etwa in Österreich.

Zögern bei Nachbarländern

Insgesamt allerdings, also seit Ausbruch der Pandemie, liegt Schweden auch bei der Todesrate unter den am stärksten betroffenen Ländern wie Großbritannien, Spanien, Italien, Belgien und Frankreich – allerdings auch über Österreich oder den Nachbarn Dänemark, Norwegen und Finnland. Letztere zögern deshalb, ob die angedachten Grenzöffnungen auch für Schweden gelten sollen.

Finnlands Innenministerin Maria Ohisalo schloss vergangene Woche eine Grenzöffnung, wie sie bereits für Estland, Lettland und Litauen gilt, für Skandinavien aufgrund der hohen Infektionsrate in Schweden aus: "Norwegen, Dänemark und Island haben die Situation mittlerweile unter Kontrolle gebracht, in Schweden hingegen bleibt sie alarmierend." Auch in Österreich gilt für Schweden weiterhin eine Reisewarnung des Außenministeriums. (Anna Giulia Fink, 20.5.2020)