Wien – Der Streit zwischen der Billigairline Ryanair beziehungsweise der Tochter Laudamotion in Wien und der Gewerkschaft Vida spitzt sich zu. Ryanair-Boss Michael O'Leary hat ja ein Ultimatum gestellt und mit der Schließung der Basis in Wien gedroht, sollten die von ihm geforderten neuen Arbeitsbedingungen mit Lohnkürzungen um etwa 20 Prozent nicht bis Donnerstag akzeptiert werden.

Wirtschaftskammer akzeptiert

Wie berichtet, hat sich die Wirtschaftskammer auf die Seite von Laudamotion gestellt und den neuen Kollektivvertrag, der der Lauda-Belegschaft in Wien herbe Gehaltseinbußen von bis zu 20 Prozent abverlangt, am Dienstag unterschrieben. "Wir haben in der derzeitigen Situation nur die Wahl, nämlich eine Entscheidung für Jobs am heimischen Flugstandort zu treffen. Die Alternative wäre, die Basis Wien aufzugeben", kommentierte Manfred Handerek, Geschäftsführer der Berufsgruppe Luftfahrt in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), in einer Aussendung.

Just rund um den ersten Todestag von Namensgeber Niki Lauda steht die Basis in Wien auf der Kippe.
Foto: Helmut Fohringer

Ähnlich argumentiert eine Gruppe von Piloten der Fluggesellschaft. Sie appelliert am Mittwoch in einem offenen Brief an die Vida gewissermaßen, der Realität ins Auge zu schauen und die Krot zu fressen. Mit ihrer Weigerung, den von der Wirtschaftskammer "bereits akzeptierten neuen KV für die Laudamotion-Basis zu unterschreiben, würde sie "in Kauf nehmen, dass wir alle gekündigt und der Laudamotion-Basis Wien zum 1. Jahrestag des Todes von Niki Lauda der Todesstoß versetzt wird. Damit gehen von einem Tag auf den anderen nicht nur unsere Arbeitsplätze verloren, sondern werden vielen Familien gewaltige finanzielle und existenzielle Probleme aufgebürdet."

Armutsgefährdende Löhne

Die Fronten sind verhärtet. Die Gewerkschaft Vida stößt sich vor allem an den Gehaltseinbußen für die Flugbegleiter, deren Basisgehalt auf rund 1.000 Euro brutto (ohne Zulagen, die monatlich dazukommen, wenn geflogen wird) gekürzt werden solle (in normalen guten Zeiten kann ein Flugbegleiter mit allen Zulagen und Verkaufsprovision auch auf 2500 Euro netto pro Monat kommen, Anm.). Man werde sich "nicht erpressen lassen und keinen KV unterzeichnen, der mit 848 Euro Netto-Einstiegsgehalt für FlugbegleiterInnen klar unter der Mindestsicherung in Wien (917 Euro) und noch deutlicher unter der aktuellen Armutsgefährdungsschwelle 2019 von 1.259 Euro im Monat für eine Person liegt", hieß es in einem Brief an WKÖ-Präsident Harald Mahrer und die zuständige WKÖ-Fachgruppe. Letztere sei nun erneut am Zug, so die Vida am Mittwoch.

Um die Firmenkultur bei der Ryanair-Tochter dürfte es nicht allzu gut bestellt sein. Von Druck auf die Mitarbeiter war des Öfteren zu hören.

Auch die Lauda-Geschäftsführer Andreas Gruber und David O'Brien erhoffen sich Unterstützung. Sie wandten sich in einem offenen Brief an Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP), in dem sie seine Unterstützung gegen die Gewerkschaft einfordern.

Druck, aber kein Zeitdruck

Was das von der Lauda-Geschäftsführung gestellte Ultimatum für die Unterschrift des neuen KVs betrifft (andernfalls würde die Airbus-Basis geschlossen, die 300 bei Lauda angestellten Mitarbeiter entlassen und die Flüge von nichtösterreichischen Crews von Ryanair-Maschinen übernommen), das am Donnerstag abläuft, so hält die Gewerkschaft dagegen: Von Zeitdruck könne nicht die Rede sein, weil Laudamotion ohnehin die Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt habe und daher Geld vom österreichischen Steuerzahler erhalte.

Die Lauda-Geschäftsführung kontert am Mittwoch erneut: Der neue Kollektivvertrag sei bereits von 95 Prozent der in Wien stationierten A-320-Piloten und 70 Prozent des Kabinenpersonals akzeptiert worden. Er biete "sichere Arbeitsplätze und eine faire Bezahlung". Die Basis in Wien wolle man keineswegs schließen, sondern im Gegenteil deren Fortbestand sichern. In 24 Stunden laufe die Frist ab, heißt es in einer Pressemitteilung von Mittwochmittag. (rebu, 20.5.2020)