Fast zwei Drittel der Neuseeländerinnen und Neuseeländer wünschen sich weitere drei Jahre Regierung von Premierministerin Jacinda Ardern. Noch jedenfalls – die Wahlen sind erst im September.

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Wellington – Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern hat zur Ankurbelung der Wirtschaft in einem Facebook-Live-Video eine Reihe von Maßnahmen angedacht, die sich in einer geringeren Arbeitsbelastung für ihre Bürgerinnen und Bürger niederschlagen würden. Sie sieht systemische Änderungen in der Arbeitswelt auf ihr Land zukommen.

So appellierte sie etwa an Firmen, die Änderungen in der Produktivität, die sich durch das Homeoffice für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ergeben, in Form von Freizeit wieder zurückzugeben. Dabei könnte es sich um längere Urlaubszeiten, aber auch um die Einführung einer Viertagewochen handeln. Das sei aber nach neuseeländischer Gesetzgebung eine Sache "zwischen Firmen und ihren Angestellten".

Sorge im Inlandstourismus

Ardern, die noch in diesem Jahr wiedergewählt werden will, sieht derartige Maßnahmen auch als Mittel zur Ankurbelung des Inlandstourismus. Wie vom STANDARD berichtet, steht das Land, das ansonsten fünf Prozent seines BIP aus dem Fremdenverkehr schöpft, vor einer Zeit womöglich lange geschlossener Grenzen. Die Regierung hat sich ja zum Ziel gesetzt, das Coronavirus auf neuseeländischem Boden auszurotten, und will daher die Einreise womöglich bis zum Vorhandensein einer Impfung massiv einschränken.

Medizinisch gibt es dabei Erfolge: Zuletzt pendelte die Zahl der landesweit registrierten Fälle zwischen – meist – null und zwei pro Tag. Neuseeland hat rund fünf Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Wirtschaftlich macht das aber Probleme: Die sonst üblichen Fernreisen in das Land im Südpazifik sind nicht oder nur kaum möglich. Deshalb muss der Fremdenverkehr auf andere Weise belebt werden.

Zudem würde eine Viertagewoche womöglich das Problem der Arbeitslosigkeit einschränken, die wegen der strengen Maßnahmen derzeit bei 15 Prozent liegt und auf bis zu 30 Prozent zu steigen droht.

50 Prozentpunkte Vorsprung für Ardern

Die Wahlen in Neuseeland sollen am 19. September stattfinden. Hatte es bisher nach einem knappen Rennen zwischen der konservativen Opposition und Arderns Sozialdemokraten ausgesehen, sind die Umfragen zuletzt deutlich auseinandergegangen. Eine neue Befragung des Instituts Newshub Reid aus der zweiten Maiwoche sieht die Labour-Partei auf einem historischen Höchststand von 56,5 Prozent der Stimmen. Das bisher beste Ergebnis erreichte Labour 1933 unter Premier Michael Savage mit 55,8 Prozent.

Bei der letzten Wahl 2017 hatte Labour 36,9 Prozent erreicht und auch damit schon mehr als zehn Prozent hinzugewonnen. In einer Umfrage nach dem Wunschpremier liegt Ardern bei 59,5 Prozent, ihr konservativer Widersacher Simon Bridges als Zweitplatzierter bei 4,5 Prozent.

Bis zu den Wahlen im Herbst kann sich freilich noch vieles ändern – immerhin haben die wirtschaftlichen Folgen der Krise bisher ihre wirklich spürbaren Effekte für viele nicht gezeigt. (mesc, 20.5.2020)