Köln/Chicago – Abgetragen sehen die Treter aus. Die Sohle ist vergilbt, das rote Leder hat Macken, das Weiß längst seine Kraft verloren, das Schwarz ebenfalls. Dazu ist der linke Schuh auch noch eine halbe Nummer kleiner als der rechte.

Egal, oder besser gesagt: gut so. Denn der große Michael Jordan trug die Sneaker 1985, in den Anfangstagen seiner NBA-Karriere, und hat darauf unterschrieben. Jetzt ging das Paar für satte 560.000 Dollar (517.000 Euro) bei Sotheby's über den Tisch. Es sind die teuersten Schuhe der Welt.

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Die teuersten Schuhe der Welt.
Foto: Sotheby's/Handout via Reuters

Es ist kein Zufall, dass das besondere Sammlerstück in diesem Monat auf den Markt kam. Das berühmte erste Modell einer Schuhserie (ab Herbst soll es den Air Jordan 35 geben) wurde während der Ausstrahlung der Doku "The Last Dance" angeboten und genau an dem Tag verkauft, als in den USA bei ESPN der letzte von zehn Teilen über den Weltstar lief.

"Timing ist alles", sagte Jordan Geller bevor er sich von den Schuhen trennte. Und der Verkäufer sollte Recht behalten. Der Schätzwert von 100.000 bis 150.000 Dollar wurde weit überschritten, die Rekordsumme auch. Zuvor war der Legendäre "Moon-Shoe" von 1972, eines der ersten Nike-Modelle, die Nummer eins gewesen. Im Sommer 2019 wurde ein Paar für 437.500 Dollar (etwa 404.000 Euro) ebenfalls über Sotheby's verkauft.

Sammler juckt es in den Fingern

Geller kann sich bei den Fernsehmachern bedanken. Die Reihe "The Last Dance", in der es um Jordans Laufbahn, aufgehängt an der letzten Saison bei den Chicago Bulls geht, die 1998 mit dem sechsten Meistertitel endete, hat die Preise für Memorabilia in die Höhe getrieben. Die ganz Sportwelt spricht darüber. Den Sammlern juckt es in den Fingern.

"Dadurch hat sich alles verändert", sagt Chris Ivy, Director für Sportsammelstücke beim Anbieter Heritage Auctions. Die Schuhe seien nur der Anfang, es werde weitergehen. Auch bei der Online-Schuhbörse StockX zogen die Preise an. Für ein Air-Jordan-1-Modell, das im März noch 900 Dollar kostete, sind jetzt 1500 fällig.

Aber auch Sammelkarten sind plötzlich noch beliebter als zuvor. Und das treibt Blüten. "Viele Leute, die als Kinder gesammelt haben, durchsuchen jetzt hektisch die Dachböden, um die Kisten zu finden", sagt Geoff Wilson. Der Gründer der Plattform Sports Card Investor muss dabei lachen.

Doch Wilson kann die Menschen auch verstehen, es geht teilweise um enorme Summen. So wurde eine Sammelkarte von Baseball-Legende Micky Mantle im April 2018 in den USA für 2,88 Millionen Dollar versteigert. Das bislang wertvollste Erinnerungsstück ist ein Trikot von MLB-Ikone Babe Ruth aus dem Jahr 1920. Es brachte 4,415 Millionen Dollar. Dahinter folgen die Original-Basketball-Regeln, die James Naismith 1891 aufgeschrieben hatte (4,3 Millionen).

Wird irgendwann auch eine Millionensumme für Schuhe gezahlt? "Ja, das denke ich", sagt Chris Ivy: "Ich arbeite darauf hin." Vermutlich wird passenderweise ein Air Jordan die Schallmauer durchbrechen. (sid, 20.5.2020)