Besonders in der Corona-Ära ein Anlass für großen Frust: Langsame Internetverbindungen.

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Gerade in Zeiten der Pandemie, in der viele Menschen sich nach wie vor häufig daheim aufhalten und auch von dort arbeiten, wird sichtbar, wie wichtig eine stabile Breitbandverbindung mittlerweile geworden ist. Kaum etwas ist frustrierender, als Videomeetings mit Aussetzern, langsam dahin tröpfelnde Dateiübertragungen und ständig stockende Wiedergabe von Filmen und Serien.

Allerdings hat längst nicht jeder den Luxus einer stabilen und schnellen Verbindung, das ist die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist: Man ist der Situation nicht unbedingt ausgeliefert und kann sie in einigen Fällen relativ einfach verbessern. Ein kleiner Ratgeber.

Hinweis: Die Begriffe "Modem" und "Router" werden in der Regel synonym verwendet, da die von den Providern angebotenen Endgeräte in der Regel sowohl den Aufbau der Internetverbindung bereitstellen, als auch per Kabelschnittstellen und/oder WLAN als Router fungieren.

Standort des Empfangsgeräts

Bevor man ein Problem behebt, sollte man es zuerst verstehen. Wenn die Verbindung wieder einmal stockt, ist nicht automatisch der eigene Provider Schuld, auch wenn dieser aus psychohygienischen Gründen eine willkommene Angriffsfläche bietet. Bevor man Magenta und Co. mit fantasievoll formulierten Flüchen belegt, sollte man das eigene Setup überprüfen, gibt es doch hier auch genügend Störquellen.

Nutzt man ein mobiles Internetangebot, so sollte man den Standort des Routers checken. Idealerweise sollte dieser "Sichtkontakt" zur nächstgelegenen 4G-Funkstation des Anbieters bieten, weswegen sich die Platzierung an oder nahe einem Fenster empfiehlt. Die meisten Geräte verraten über LEDs an ihrem Gehäuse, wie gut ihre Empfangsstärke ist. Hier kann man neue Standorte innerhalb des Eigenheims erproben, auch wenn laut Anzeige der Empfang optimal ist.

Nach jeder Verlegung sollte man das Gerät kurz (20 Sekunden) ausschalten, neu starten und – sobald es sich wieder verbunden hat – einen Speedtest durchführen. Als Tools gibt es hierfür etwa den RTR Netztest oder Speedtest von Ookla. Dabei sollte man sich nahe am Router befinden oder ein Gerät nutzen, das per Netzwerkkabel direkt an diesen angeschlossen ist.

Mobile Router sind zwar leicht und kompakt, aber in der Regel nicht sehr leistungsfähig. Zudem neigen sie zur Überhitzung.
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Achtung bei kompakten Routern

Der zweite potenzielle Einflussfaktor ist der Router selber. Insbesondere Diskontanbieter haben oft als günstige Offerte sehr kompakte Router im Angebot, wie etwa den Alcatel MW40V oder vergleichbare Geräte von Huawei und ZTE.

Diese sind eigentlich für den mobilen Einsatz – also etwa das Mitführen im Rucksack, um einer Reisegruppe Internetempfang zu ermöglichen – konzipiert und nicht für die stationäre Verwendung. Dementsprechend limitiert ist ihre Reichweite. Für die Versorgung eines Studentenzimmers oder sehr kleinen Wohnung mögen sie ausreichend sein, größere Eigenheime mit mehreren Nutzern sollte man aber mit besserer Hardware ausstatten. Zudem neigen die kompakten Geräte nach längerer Zeit zu Überhitzung, speziell wenn sie an einem Platz stehen, der der Sonne ausgesetzt ist, was ebenfalls zu Verbindungsproblemen führt.

Das Problem mit mobilem Breitband

Gibt es aber keinen Standort in der Wohnung, an dem man trotz guter Verbindungsqualität erträgliche Bandbreiten erhält, ist die nächstgelegene Funkzelle des eigenen Netzbetreibers möglicherweise einfach zu stark überbelegt. Jede Sendestation verfügt über eine maximale Bandbreite. Wird diese von allen verbundenen Nutzern mehr als ausgereizt, so wird die Kapazität automatisch nach einer Formel aufgeteilt. Und hier bevorzugen alle Anbieter – wenn auch in verschiedenem Maße – normale Handytarife gegenüber stationären Internetanbindungen. Das ist einer der Gründe, warum die für den Tarif erzielbaren Übertragungsraten stets als "bis zu" angegeben werden.

Dem lässt sich nur mit dem Wechsel des Anbieters bzw. dem Umstieg auf eine kabelgebundene Verbindung beikommen. Letzteres sollte für die Internetversorgung des eigenen Zuhauses ohnehin die bevorzugte Wahl sein, erhält man hier doch im Regelfall stabil die zugesagte Bandbreite. Jedoch ist längst nicht überall eine Kabel- oder DSL-Anbindung mit guter Geschwindigkeit verfügbar. Gibt es keine Alternative zu mobilem Internet, sollte man einen Anbieter in einem anderen Netz erproben.

Klappt es mit der aktuellen Mobil-Flatrate nicht, kann man Angebote testen, die in anderen Netzen laufen.
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Andere Netze testen

In Österreich gibt es drei Netze. Betrieben werden sie von A1, Magenta (vormals T-Mobile und UPC) und "3". Alle anderen Anbieter und Marken mieten sich in diese ein. Der Hofer-Mobilfunkanbieter Hot etwa operiert im Netz von Magenta. Yesss ist wiederum eine Marke von A1 und Spusu setzt auf "3". Eine (leider nicht ganz aktuelle) Liste der verschiedenen Angebote und verwendeten Netze bietet die Telekombehörde RTR auf ihrer Website an.

Verwendet man aktuell ein mobiles Breitbandangebot im A1-Netz und erhält partout keine brauchbaren Bandbreiten, sollte man erproben, wie es mit Anbietern in den beiden anderen Netzen aussieht. Idealerweise vereinbart man mit diesen einen Testzeitraum, in dem man risikofrei ausprobieren kann, ob man hier eine taugliche Verbindung bekommt. Ist das nicht möglich, kann man den Kostenfaktor für den Test über die Inanspruchnahme eines Wertkartenangebots zumindest niedrig halten.

Achtung: Es kann vorkommen, dass das bisher verwendete Modem gesperrt ist und nicht mit anderen Anbietern oder nur mit Anbietern aus dem selben Netz funktioniert. In so einem Fall empfiehlt es sich, die SIM-Karte stattdessen ins eigene Smartphone zu stecken und damit die Verbindungstests durchzuführen, ehe man ein neues Empfangsgerät besorgt oder eine (meist mit Kosten verbundene) Entsperrung des bestehenden vornimmt.

WLAN-Probleme

Lässt sich das Internet zwar in der Nähe des Modems oder bei Verbindung per Netzwerkkabel an selbiges gut nutzen, aber in anderen Räumen nicht, hat man wahrscheinlich ein Problem mit der Signalstärke und -qualität. Relevante Faktoren sind hier der Typ und die Sendeleistung des Routers, sein Standort, der verwendete WLAN-Standard, die genutzte Frequenz, und die Beschaffenheit der Wohnung. Gerade dicke Altbauwände neigen dazu, Probleme zu verursachen.

Es kann auch vorkommen, dass ein WLAN darauf konfiguriert ist, nur über 5-Ghz-Frequenz zu laufen. Diese ermöglicht zwar höhere Bandbreiten, bietet aber auch schlechtere Reichweite. Hier empfiehlt es sich, zusätzlich auch die 2,4-Ghz-Frequenzen zu verwenden. Einstellbar ist meist auch der "Channel", der den verwendeten Frequenzbereich exakt definiert. Um Überschneidungen mit anderen Drahtlosnetzwerken in der Nähe zu vermeiden wählen Router hier in der Regel automatisch den am wenigsten belegten Kanal aus.

Das klappt aber nicht immer zuverlässig, weswegen eine manuelle Einstellung hilfreich sein kann. Über eine Channel Scanner-App am Computer oder Smartphone lässt sich die örtliche Kanalbelegung prüfen. Als Faustregel gilt, dass man idealerweise Kanäle wählt, die in ihrer numerischen Auflistung möglichst großen Abstand zu den am stärksten belegten Channels haben.

Liegen die Verbindungsprobleme am eigenen WLAN, so stehen einige Optionen zur Verbesserung der Lage offen.
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Repeater, Mesh-Systeme, Powerline

Surft man über eine kabelgebundene Verbindung, sollte man den Router möglichst zentral in der Wohnung platzieren. Auch andere Standorte können sinnvoll sein, was allerdings wiederum von der Beschaffenheit der Wände und anderer Hindernisse abhängt. Hier hilft nur ausprobieren. Muss man den Router zwangsweise in einem Randbereich der Wohnung belassen, um guten Empfang zu bekommen, kann man mit Repeatern arbeiten, um das Signal zu verteilen. Hier könnten aber etwas Recherche und Tests notwendig sein, denn mitunter schwankt die Gesprächsbereitschaft zwischen verschiedenen Modems und Repeatern. Jedenfalls vermeiden sollte man es, mehrere unterschiedliche Repeater zu nutzen.

Eine stabilere, oft leichter konfigurierbare, aber auch teurere Lösung sind Mesh-Systeme. Dabei handelt es sich um mehrere Sende-/Empfangsstationen, die in der Wohnung verteilt werden und selbständig Verbindungen auf schnellstem Wege von und zum Modem weiterleiten. Damit lassen sich Empfangshindernisse umgehen und gleichzeitig eine gute Bandbreite sowie schnelle Latenzzeiten erhalten, was bei Repeatern ein Problem darstellen kann. Hinzu kommen andere Lösungen wie "Powerline"-Systeme. Bei diesen läuft die Verbindung in der Wohnung zwischen verschiedenen Stationen über die Stromleitung. Ob und wie gut das funktioniert, hängt von der Beschaffenheit der Verkabelung und der Organisation der Stromkreise ab.

Egal ob Repeater, Meshsystem oder Powerline: Hier ist es recht einfach, Lösungen risikofrei zu erproben. Kauft man die Geräte im Einzelhandel, lässt sich mit dem Händler ein Testzeitraum vereinbaren, innerhalb dem man sie wieder retournieren kann. Bestellt man die Geräte online, so gilt laut Fernabsatzgesetz ohnehin ab Lieferung eine zweiwöchige Frist, innerhalb welcher man vom Verkauf zurücktreten kann und sein Geld wieder bekommt, wenn man die Bestellung retourniert. (gpi, 21.05.2020)