Bei der Lufthansa stehen die Zeichen auf Einigung. Die Verhandlungen zur Rettung der AUA-Mutter in Deutschland befinden sich in der Zielgerade.

Ein Rettungsplan des Bundes sieht Steuergelder von insgesamt neun Milliarden Euro vor, um die Lufthansa durch die Krise zu bringen. Die deutsche Regierung will sich mit 20 Prozent direkt an der Airline beteiligen. Dies läge unter der Sperrminorität, mit der wichtige Entscheidungen blockiert werden könnten. Einem offiziellen Angebot der Regierung müssen dann noch Vorstand und Aufsichtsrat des Unternehmens zustimmen.

Noch sind kaum Flieger in der Luft. Mit Staatshilfe will die Lufthansa ebenso wie die AUA aber wieder flügge werden.
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Während die Lufthansa auf dem Weg zu Staatshilfen damit einen großen Schritt weiter ist, ist es bei der Tochter AUA ein kleinerer. Um die Kosten um ein Fünftel zu reduzieren, wurden die herben Einschnitte für die Beschäftigten im Umfang von 300 Millionen Euro bis 2024 beschlossen: Die Corona-Kurzarbeit soll bis 2022 verlängert werden, danach soll in klassische Kurzarbeit gewechselt werden. Dann werden die Gehaltskürzungen schlagend – im Schnitt um 13 Prozent. Gekürzt wird sozial gestaffelt. Dazu kommt das Aussetzen von Inflationsanpassungen und Gehaltsvorrückungen. Außerdem soll es in der Zukunft für viele flexiblere Arbeitszeiten geben. In Summe sollen die Personalkosten damit um 20 Prozent gesenkt werden, und man will ohne krisenbedingte Kündigungen auskommen.

Bord- und Bodenpersonal stimmten den Einschnitten zu, mit Lieferanten, Geschäfts- und Systempartnern hat man ebenfalls niedrigere Kosten – zum Beispiel Gebühren – ausgehandelt, erklärte die AUA am Mittwoch nach einer Sitzung des Aufsichtsrats.

Überlebensfähig

Nach den Wirtschaftsprüfern (unter Vorbehalt) bescheinigte auch das Kontrollgremium der Airline bis auf weiteres Überlebensfähigkeit. Alles in allem sei die Situation für die AUA heute besser als vor zehn Tagen, versichert ein Sprecher. Auch wenn die Airline ihre Flugpause erneut bis 14. Juni verlängert: Von da an könnte es, wenn alles gutgeht, mit Deutschland, London und Paris losgehen. Nach 2023 hofft die AUA, wieder auf Vor-Krisen-Niveau fliegen zu können. Dann würden die Sparmaßnahmen nicht nur wieder wegfallen, wie es am Mittwoch hieß: Sollte man 2024 finanziell wieder gut dastehen, könnten die Mitarbeiter mit einer Rückzahlung rechnen.

Eine mutige Ansage, denn noch ist einiges zu tun. Verhandlungen um Staatshilfen laufen auch hierzulande auf Hochtouren – auch am Wochenende sind Gespräche zwischen der Lufthansa und der Regierung geplant. Eine Einigung in Deutschland ist Voraussetzung dafür, dass es für die AUA ein rot-weiß-rotes Hilfspaket gibt – und hier sind die Standortfragen ebenso noch offen wie das staatliche Hilfspaket selbst. Auch wenn sich zuletzt abgezeichnet hat, dass die benötigte Hilfe etwas geringer ausfallen könnte: Eine Summe steht noch nicht im Kreditvertrag. Auch das Bankenkonsortium für die AUA steht noch nicht.

Am Ende könnte es auch hierzulande schnell gehen, obschon sich Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Donnerstag nicht in die Karten blicken ließ und von "Tagen oder Wochen" sprach, Monate könne er ausschließen.

Für die 300 Laudamotion-Mitarbeiter in Wien schaut es nicht gut aus.
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Geschieht kein Wunder, dürfte es jetzt auch schnell bei der Ryanair-Tochter Laudamotion gehen. Ryanair-Boss Michael O’Leary hat ja ein Ultimatum gestellt und mit der Schließung der Basis in Wien gedroht, sollten die von ihm geforderten Lohnkürzungen um etwa 20 Prozent nicht bis Donnerstag akzeptiert werden. Die Jobs der 300 Mitarbeiter in Wien sind damit akut bedroht. Die Fronten sind verhärtet.

Die Gewerkschaft Vida moniert, Laudamotion habe bereits den günstigsten Kollektivvertrag und stößt sich vor allem an den Gehaltseinbußen für die Flugbegleiter, deren Basisgehalt auf rund 1000 Euro brutto (ohne Zulagen, die monatlich dazukommen, wenn geflogen wird) gekürzt werden solle. Man werde sich "nicht erpressen lassen und keinen KV unterzeichnen, der mit 848 Euro Nettoeinstiegsgehalt für Flugbegleiterinnen und -begleiter klar unter der Mindestsicherung in Wien (917 Euro) und noch deutlicher unter der aktuellen Armutsgefährdungsschwelle 2019 von 1259 Euro im Monat für eine Person liegt", gibt sich die Vida beharrlich.

Auch Laudamotion-Geschäftsführer Andreas Gruber bleibt dabei: Am Freitag werde Nägel mit Köpfen gemacht, die Aufkündigung der Kurzarbeit und in der Folge die Mitarbeiter beim AMS zur Kündigung angemeldet. Zudem fordert Lauda Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) auf, sich einzubringen: Die Unterzeichnung des KVs durch die Vida müsse zur Bedingung der Staatshilfe für die AUA gemacht werden. (Regina Bruckner, 21.5.2020)