Alfons Blum kann seit Wochen seine an Demenz erkrankte Frau nicht sehen.

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Die sogenannten Corona-Demos sind um ein Kapitel reicher. Seit Wochen gehen tausende Menschen gegen die Corona-Beschränkungen in Deutschland und Österreich auf die Straße. Neben Verschwörungstheoretikern, Impfgegnern und anderen Aktivisten lassen sich darunter auch Menschen finden, die einfach unter den Beschränkungen leiden.

Wie etwa Alfons Blum. Vor kurzem hat der 84-Jährige im deutschen Gera eine Demonstration gegen die Corona-Auflagen besucht. Seit Wochen darf er seine an Demenz erkrankte Frau nicht im Pflegeheim besuchen, er leidet sehr darunter. Was er dann auf der Kundgebung erlebt, haben rund 3,5 Millionen Fernsehzuschauer jüngst in der Sendung "ARD extra" gesehen: wie er von einem anderen Mann niedergebrüllt wird, als er unter Tränen dem Kamerateam seine Lage schildert.

Das Video sorgt für Empathie.

"Ich habe es mit der Angst bekommen, wurde von mehreren Leuten umringt", erzählt er. Seitdem die Aufnahmen von dem Vorfall veröffentlicht und tausendfach im Internet geteilt wurden, steht bei Blum das Telefon nicht mehr still. Auch in den sozialen Medien bekommt er viel Zuspruch. "Die Reaktionen sind durchweg positiv, und es ist sehr, sehr nett, wie die Leute reagieren", erzählt Blum.

Alfons Blum widerspricht

Vielfach wird das Verhalten der Demonstranten verurteilt, von denen einige applaudierten, als der Rentner so massiv angegangen wurde. Dabei wirft ihm ein Mann lautstark vor, sich "veralbern" zu lassen. "Wenn du ARD und ZDF zuhörst, dann hast du praktisch die Kontrolle über dein Leben verloren", raunzt er den Rentner an. Doch der widerspricht: "Nein, absolut nicht. Man muss auch vernünftig bleiben." Dafür erntet er nun im Netz viel Respekt.

Wenn Blum über seine Situation spricht, kommt er immer wieder ins Schluchzen, seine Stimme wird brüchig. Seit Dezember sei seine Frau im Pflegeheim, und er habe sie jeden Tag besucht, sagt er. Doch seit Mitte März sei das nun nicht mehr möglich. "Das ist seelische Folter, und ich finde nachts trotz Schlafmittel keine Ruhe", berichtet er. "Ich liebe meinen Engel wie am ersten Tag." Telefonate seien wegen der Erkrankung seiner Frau quasi unmöglich. Ihm bleibe derzeit nur ein "wunderschönes Bild" von ihr in seiner Schrankwand.

Rechtsextreme bei FPÖ-Demo

Video von der Demo und der Gegendemo.
DER STANDARD

In Österreich tauchen bei den sogenannten Corona-Demos auch Rechtsextremisten auf. So nahm Identitären-Chef Martin Sellner am Mittwoch an einer Demonstration der FPÖ teil.

Rechts außen: Martin Sellner bei der FPÖ-Demo am Mittwochnachmittag.
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Die FPÖ-Demo sorgte für Gegenprotest.
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Gegen die FPÖ-Veranstaltung protestierten rund 300 Antifaschisten und Antifaschistinnen, Auf einem ihrer Transparente war zu lesen: "Wir impfen euch alle! Gegen Antisemitismus und Verschwörungsideologien".

Auf der FPÖ-Demo versammelten sich laut Polizei rund 500 Personen. Den Abstand hielten die Besucher dank auf dem Boden fixierter Babyelefanten aus Karton durchaus ein, allerdings trug kaum jemand einen Nasen-Mund-Schutz bzw. eine "Regierungsburka", wie Parteichef Dominik Nepp diesen titulierte. Allerdings trugen die von der FPÖ gestellten Ordner allesamt Gesichtsmasken. (dpa, APA, sum, 22.5.2020)