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Netflix räumt auf.

Foto: Dado Ruvic / REUTERS

Eigentlich sollte man meinen, dass Unternehmen alles tun, um ihre Einnahmen zu maximieren. Insofern ist eine aktuelle Ankündigung von Netflix zumindest bemerkenswert. Will der Streaminganbieter doch ab sofort die Abos von inaktiven Accounts automatisch kündigen.

Hunderttausende Nutzer

In einem Blogposting argumentiert das Unternehmen, dass man kein Geld mit Nutzern machen wolle, die den eigenen Service gar nicht verwenden. Es geht also wohl vor allem um User, die aus welchen Gründen auch immer vergessen haben, dass sie noch einen Netflix-Account haben, für den sie zahlen. Klingt nach einem Randphänomen, laut dem Unternehmen geht es aber immerhin um 0,5 Prozent aller Abos. Das wären bei den derzeit weltweit 183 Millionen Netflix-Abonnenten also immerhin mehrere hunderttausend Konten.

Den Zeitrahmen für die Annahme von Inaktivität fasst Netflix dabei recht weit: Es geht hier um Nutzer, die entweder ihr Konto seit zwei Jahren nicht mehr genutzt haben oder deren Account ein Jahr nach einer Neuanmeldung überhaupt noch nie verwendet wurde.

Ablauf

All die betroffenen User sollen nun in den kommenden Tagen via Mail sowie Push-Nachricht über die App informiert werden. Darin enthalten ist die Aufforderung, Rückmeldung zu geben, falls sie ihr Abo behalten wollen. Reagieren sie nicht, wird das Konto deaktiviert. Laut "The Verge" soll dieser Vorgang bereits am 1. Juni starten. Die ersten Warnmails an betroffene User werden schon seit dem 18. Mai verschickt.

Doch auch danach gibt es die Möglichkeit, mit demselben Account wieder ein Abo aufzunehmen. Bleiben die Kontoinformationen doch zehn Monate samt aller gespeicherten Daten – also von eingerichteten Profilen bis zur Merkliste – erhalten. Erst danach werden sie komplett gelöscht.

Mühsame Kunden

Ganz so paradox, wie es zunächst klingen mag, ist dieser Schritt von Netflix natürlich nicht. Zwar verzichtet man damit tatsächlich auf einen gewissen Teil der Einnahmen, gleichzeitig ist aber davon auszugehen, dass den meisten der Betroffenen tatsächlich nicht klar ist, dass sie für ein Abo zahlen. Und das bedeutet auch, dass sie für das Unternehmen potenziell ziemlich unangenehme Kunden sein könnten, falls sie dann doch einmal entdecken, dass sie seit längerem für einen nichtgenutzten Service zahlen. Resultiert so etwas doch gemeinhin in umfangreicher Support-Kommunikation und bei vielen wohl auch in der Rückforderung des Geldes und im schlimmsten Fall sogar einem Rechtsstreit. Insofern ergibt es also für Netflix durchaus Sinn, mit diesen Karteileichen aufzuräumen. (apo, 22.5.2020)