Ulrike Lunacek ist als Kulturstaatssekretärin zurückgetreten.

Foto: Heribert Corn

Der Schauspieler Serge Falck schreibt im Gastkommentar, wie ihn Häme und Gehässigkeit gegen die ehemalige Kunst- und Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek befremden. In einem weiteren Gastkommentar widmet sich der Kabarettist Hosea Ratschiller der Relevanz von Kunst, die von Österreichs Politik selten erkannt wird.

Dass die Kunst und Kultur in Österreich 180.000 Leute – das sind die offiziellen Zahlen – beschäftigt und es sich da um einen entscheidenden Wirtschaftsfaktor mit einer Wertschöpfung von neun Milliarden Euro handelt, war sicherlich vielen nicht so bewusst. Noch viel weniger bewusst war, dass viele Künstlerinnen und Künstler, vor allem in der freien Szene, teils unter prekären Verhältnissen leben müssen. Da haben wohl auch alle Vorgängerregierungen nicht genau hingeschaut.

Und zu Recht wird Planungssicherheit für Theater, Oper, Museen und Kleinkunstveranstaltungen gefordert.

Diese Corona-Krise hat all das zumindest thematisiert.

Diese Sorgen wurden lautstark und mit der nötigen Emotion vorgetragen, denn diese Anliegen sind berechtigt. Die Künstlergilde versteht es eben, sich Gehör zu verschaffen. Pointiert und mit so manchen "Bonmots". Eine Künstlergilde, die sich so oft und zu Recht für die schwächeren in und außerhalb unserer Gesellschaft einsetzt, fordert jetzt auch ihr Recht ein. Und genauso gerne heftet unsere Gilde sich als Merkmal die Menschlichkeit, die Empathie und das Humanistische ans eigene Banner.

Häme und Gehässigkeit

Sicherlich verlief manches bei der ersten Pressekonferenz von Ulrike Lunacek nicht ganz optimal, aber mit welcher Häme und Gehässigkeit anschließend über sie hergefallen wurde, hat mich befremdet. Und viele springen dann auf diesen Zug auf und ergehen sich nicht nur in den sozialen Medien verletzend und beleidigend. Wo ist da die Warmherzigkeit, die Empathie, oder fällt das alles unter Pointen und "Bonmots"?

Frau Lunacek ist als Kulturstaatssekretärin zurückgetreten. Sind die Gemüter jetzt gekühlt?

Frau Lunacek hat bei ihrer Abschiedsrede auch Fehler eingestanden und verdient Respekt. Etwas, was in der hiesigen Innenpolitik selten ist.

Ja, Planungssicherheit wäre so schön, aber sind wir ehrlich, niemand kann derzeit planen. Alle fahren auf Sicht.

Und natürlich würden wir Künstler am liebsten vor vollen Häusern spielen, aber wir müssen uns bewusst sein, dass das Coronavirus volle Säle genauso liebt wie wir. Wer will diese Verantwortung übernehmen?

Ich möchte mit Peter Turrini schließen, der gesagt hat: "Die Kunst ist frei oder gar nicht!" Wenn die Kunst aus gesundheitspolitischen Gründen über eine gewisse Zeit nicht stattfinden kann, dann sollte die Kulturnation Österreich diese Überbrückung ermöglichen.(Serge Falck, 23.5.2020)