Michael O’Leary hat es geschafft. Laudamotion, österreichischer Arm der von ihm mit eiserner Hand geführten irischen Billigfluglinie Ryanair, sperrt ihre Basis in Wien und setzt ihre 300 Mitarbeiter auf die Straße. Die Gewerkschaft Vida billigt den von Laudamotion vorgeschlagenen Kollektivvertrag (KV) nicht und hat ein Ultimatum verstreichen lassen. Sollte nicht noch schnell die Reißleine gezogen werden, kommt, was kommen muss: Bruchlandung. In den Augen der Gewerkschaft wäre der KV für die Mitarbeiter nicht tragbar, vor allem nicht für die Flugbegleiter. Sie würden vom puren Grundgehalt her betrachtet unters Niveau der Mindestsicherung fallen, quasi in den Keller der Lohnempfänger bugsiert.

Damit hätte es, wieder einmal, "die Kleinen" erwischt. Jene Mitarbeiter und vor allem Mitarbeiterinnen der Branche, die in Niki Laudas Zeiten – ja, Laudamotion hat etwas mit Niki Lauda zu tun – die Toiletten putzen mussten. Die Kleinen also, die es eh immer erwischt, könnte man sagen.

Die Ryanair-Tochter Laudamotion schließt ihre Basis in Wien.
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Bei Laudamotion hätte die Wirtschaftskammer als Vertreterin der Arbeitgeber, Überraschung, dem ärmlichen KV sehr wohl zugestimmt. Hätte sie damit Erpressung ermöglicht, wie die Gewerkschaft Vida das Verhalten von Laudamotion nennt? Oder hätte sie 300 Jobs gerettet, in einer Zeit, da die Arbeitslosigkeit explodiert und die Flugbranche am Boden liegt? Von beidem etwas – wobei anzunehmen ist, dass Ryanair schon Mittel und Wege gefunden hätte, die österreichischen Mitarbeiter trotz Armen-KV weiterhin ein bisschen unter Druck zu setzen.

Keine Kompromissgespräche

Das nämlich tut sie, seit sie in Wien bei der defizitären Airline gelandet ist. Seit der sparsame Niki Lauda sich quasi seine einstige, nicht eben nachhaltig agierende Airline aus einer Pleite heraus zurückgeholt hat und als "österreichische Lösung" abfeiern ließ. Bis er die einstige "Niki" ganz an Ryanair verkauft hat. Ob Entlohnung, Arbeitszeit oder andere Arbeitsbedingungen: Die Androhung, das alles massiv zu verschlechtern bei sonstigem Zudrehen, stand von Beginn an im Zentrum des Tuns der Laudamotion-Führung. Briefe an die Belegschaft, Briefe an die Gewerkschaft, Aufforderungen an Wirtschaftskammer und Regierung, sie beim Lohndumping zu unterstützen: alles pure Wortgewalt.

Und wie reagierten die Arbeitgebervertreter aus der Wirtschaftskammer darauf? Kein Mucks. Kein Hinweis auf geltendes (Arbeits-)Recht. Kein Hinweis auf – zu Recht bestehende – Gepflogenheiten der Sozialpartner, keiner auf gute Sitten, schon gar keiner auf gutes Benehmen. Man ließ die Laudamotion-Manager fuhrwerken, Bedingungen und Ultimaten stellen und setzte keine Grenzen. Von Kompromissgesprächen, wie sie angezeigt waren, um das absehbare Debakel abzuwenden, keine Spur.

Den Preis zahlen die Mitarbeiter. Mit Laudamotion wurde ein Exempel statuiert, was in Österreichs Wirtschaft alles möglich ist – ohne dass es die Politik sehr kümmert.

Michael O’Leary hat es geschafft. (Renate Graber, 22.5.2020)