Wien – Für die Gewerkschaft ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, für Ryanair schon: Die Lauda-Basis in Wien wird mit 29. Mai zugedreht, die Kurzarbeit aufgekündigt. Nicht nur die 300 Lauda-Bordmitarbeiter wurden heute beim AMS von der Kurzarbeit ab- und zur Kündigung angemeldet, sondern auch die im Hauptquartier beschäftigten 70 Mitarbeiter.

Vida-Gewerkschafter Daniel Liebhart gibt sich dennoch nicht geschlagen: Die Hand der Gewerkschaft bleibe ausgestreckt – Richtung Wirtschaftskammer, die den neuen, schlechteren Kollektivvertrag (KV) unterschrieben hat. "Die Sozialpartner können immer noch zu einer tragfähigen Lösung kommen," so Liebhart.

Einstiegsgehalt als Knackpunkt

Dem Vernehmen nach bestand darauf wenig Chance. Zu weit lagen die Vorstellungen der Vida und der Ryanair-Tochter Laudamotion auseinander, vor allem beim Einstiegsbasisgehalt für Flugbegleiter, das auf 1000 Euro brutto (846 netto) gekürzt werden sollte. "Eine Gewerkschaft, die einem Kollektivvertrag zustimmt, der einseitig diktiert wurde und unter der Mindestsicherung liegt, wäre unglaubwürdig", sagt dazu ÖGB-Chef Wolfgang Katzian, "abgesehen von den Folgen, die eine Unterstützung von Lohndumping mit sich bringen würde."

Wolken sind schon länger aufgezogen. Am Ende ging es flott: Die Basis Wien wird eingedampft.
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Damit kommt, was Ryanair-Boss Michael O’Leary seit Wochen angedroht hat: Die Wiener Airbus-Basis wird im Großen und Ganzen abgebaut, die in Wien stationierten Airbusse werden zu anderen Laudamotion-Stützpunkten geflogen. Denkbar ist, dass in Wien nicht mehr als ein kleines Büro mit zwanzig Mitarbeiter übrigbleibt. In den kommenden Tagen wird Ryanair – die Wien künftig von anderen europäischen Städten aus anfliegen wird – ein neues Flugprogramm für die Wien-Strecken fixieren. Flugtechnisch wurde vorgebaut: Sämtliche am Flughafen Wien-Schwechat gehaltenen Slots wurden an die Konzernschwester Ryanair DAC verschoben.

Nach der kurzarbeitsbedingten Behaltefrist ist damit jedenfalls für die 300 Bordmitarbeiter Ende Juni Schluss. Das bestätigt auch Lauda-Geschäftsführer Andreas Gruber. Der Gewerkschaft könne es nie um einen Abschluss gegangen sein, es habe zahlreiche Gesprächsangebote gegeben, die nicht wahrgenommen worden seien, sagt Gruber. Das Aus sei endgültig.

AUA-Hilfe braucht noch Zeit

Mittendrin in den Verhandlungen stehen hingegen AUA und Regierung. Zum einen wartet man in Österreich die Lösung in Deutschland ab, wo AUA-Mutter Lufthansa mit dem Staat um neun Milliarden verhandelt. Zum anderen hat die AUA noch immer keinen Kreditantrag bei den Banken gestellt. Sie wie der Staat warten auf eine werthaltige Standortgarantie.

Seit Tagen wird über eine Formulierung nachgedacht, die Österreich als Absicherung dienen könnte. Wie berichtet geht es darum, dass die AUA ihre Drehkreuzfunktion in Wien behält und weiterhin Langstrecken bedienen darf. Das muss aber zivilrechtlich wasserdicht gemacht werden, damit das im Fall der Fälle von der Lufthansa eingefordert werden kann. Wie berichtet, peilen die österreichischen Verhandler eine Lösung wie jene in der Schweiz an: Dort wurde festgeschrieben, dass die Swiss in Zürich im Gleichschritt mit Frankfurt und München wachsen muss.

Das Eigenkapital, das die Republik einschießen wird, soll mit einer Beteiligung an der österreichischen Luftverkehrsholding (ihr gehört die AUA, Eurowings Europe und eine Lufthansa-Servicegesellschaft) abgesichert werden – das steht so gut wie fest, ist von Verhandlern zu hören.

Selbige wollen derzeit vor allem eins: sich zeitlich nicht unter Druck setzen lassen. Das Faktum, dass die AUA doch "nur" rund 600 bis 650 Millionen an Staatshilfe braucht und bis Ende Juni genug Liquidität hat, lasse "entspanntere" Verhandlungen zu, sagt ein Involvierter. Bis zu einem Ergebnis veranschlagt er noch bis zu zehn Tage Zeit. (gra, rebu)