Laudamotion dreht in Wien den Betrieb ab und sucht schon seit zehn Tagen Ersatzpersonal.

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Wien – Mit ihrem "größtem Bedauern" mussten die Chefs der Laudamotion ihren Mitarbeitern jüngst die anstehende Schließung der Niederlassung in Wien mitteilen, trotz "größter Anstrengung" sei die Rettung nicht gelungen, die 300 Mitarbeiter müssten zur Kündigung angemeldet werden. Während die Chefs der Tochter der irischen Billigairline Ryanair, Andreas Gruber und David O'Brien, noch dabei waren, die Schuld in Richtung "AUA-Gewerkschaft Vida" zu weisen (die Gewerkschaft weigert sich, den von Laudamotion vorgeschlagenen und von der Wirtschaftskammer akzeptierten Kollektivvertrag zu unterschreiben) und während das Ultimatum dafür noch lief, war die Suche nach Ersatzmitarbeitern andernorts längst im Gange. In Österreich habe auch Finanzminister Gernot Blümel "keinen Finger gekrümmt", so Gruber und O'Brien, in ihrem Schreiben an die Mitarbeiter, während er für die AUA ein 800-Millionen-Hilfspaket verhandle.

Onlinesuche nach Crews

Schon am 13. Mai haben aber offenbar Personalberater begonnen, nach billigeren Ersatzmitarbeitern für die 300 Leute in Wien zu suchen. Mit im Internet geschalteten Inseraten wird nach Kapitänen, Ersten Offizieren und Copiloten gefahndet, die Bewerbungsfrist läuft bis 10. Juni. Auftraggeber für die Inserate sei eine der führenden Fluglinien Europas, die erfahrene Crews suche, heißt es in den Inseraten. Ausgeschrieben sind Vollzeitjobs, als Standort der Crews werden in den Inseraten Spanien und das Vereinigte Königreich genannt.

Woher man weiß, dass die Gesuchten die Gefeuerten in Wien ersetzen sollen? Als Fluggerät wird der Airbus A 320 angegeben – und den gibt es Ryanair-konzernweit nur bei Laudamotion in Wien, sonst ist Ryanair mit Boeing unterwegs. Geflogen werden soll ab Winterflugplan 2020, heißt es in den Stellenausschreibungen weiter.

Fliegen, ein Traum

Die Agentur namens Nobox HR Outsourcing Solutions hat schon in der Vergangenheit Kabinenpersonal für Laudamotion in Wien gesucht, im vorigen Juli hat Nobox beispielsweise in Wien, Stuttgart oder Barcelona zu "Cabin Crew Recruitment Days" eingeladen. Für all jene, deren "Traum schon immer das Fliegen war".

Näheres zu den künftigen Personal- und Anwerbungsplänen erschließt sich aus einem Posting vom Personalchef der Ryanair, Mark Duffy, das der angesichts des Corona-bedingten Groundings der Airlines schon vor etlichen Wochen online gestellt hat. Das Unternehmen habe sich entschlossen, eine Gruppe namens "Zukunftspiloten der Ryanair" aufzustellen. Da sollen sich Leute zum Mitmachen ermutigt fühlen, die sich vorstellen können, berufsmäßig an Bord der Ryanair anzudocken.

Zukunftspiloten

Die Gruppe sei aber nur für den "direkten" Einstieg von erfahrenen Flugzeug-Crew-Mitarbeitern, Piloten in Ausbildung oder Studenten offen, die Karriere in der Luftfahrt machen wollen. Ziel der Gruppe Zukunftspiloten: der direkte Link zum Team und der Zugang zu allen Informationen und Neuigkeiten der Airlinebranche "in dieser beispiellosen Zeit", so der Personalchef der Airline.

In Wien haben (auch) die Piloten keine Zukunft, alle 300 Mitarbeiter sollen beim AMS zur Kündigung angemeldet werden. Sie sind derzeit in Kurzarbeit, normalerweise gibt es danach eine Kündigungssperre von einem Monat. Die Vida lasse sich nicht erpressen und werde "keinen KV unterzeichnen, der mit 848 Euro Netto-Einstiegsgehalt für FlugbegleiterInnen klar unter der Mindestsicherung in Wien (917 Euro) und noch deutlicher unter der aktuellen Armutsgefährdungsschwelle 2019 von 1.259 Euro im Monat für eine Person liegt", lautet die Stellungnahme von Daniel Liebhart, dem Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft Vida. Man sei aber zu weiteren Gesprächen bereit, "unsere Hand bleibt ausgestreckt", so Liebhart am Freitag. (Renate Graber, 23.5.2020)