Altbischof Johann Weber hatte sich seit Mittwoch auf der Intensivstation des LKH Graz befunden.

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Graz – Die Diözese Graz-Seckau und die österreichische Kirche trauern um den in der Nacht auf Samstag verstorbenen Altbischof Johann Weber. Weber war von 1969 bis 2001 Diözesanbischof. Sein Nachnachfolger Wilhelm Krautwaschl zeigte sich laut Kathpress "schwer getroffen", der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) erklärte: "Bischof Johann hat in den Herzen der Steirer einen ganz besonderen Platz."

Der beliebte "Volksbischof" befand sich seit Mittwoch in intensivmedizinischer Betreuung. Informationen zu Begräbnis und Requiem will die Diözese Graz-Seckau in Kürze bekanntgeben. Weber hatte nach seiner Emeritierung als Seelsorger im Pfarrverband Graz-St. Leonhard, Graz-Ragnitz und Graz-Kroisbach gearbeitet. Gewohnt hatte er im Alten- und Pflegeheim der Dienerinnen Christi in Graz-Andritz, jenem Bezirk, in dem er auch geboren worden war.

"Rückgrat unserer Diözese"

Diözesanbischof Krautwaschl sagte laut Kathpress in einer ersten Reaktion: "Das hat mich schwer getroffen, auch wenn wir uns ob seines hohen Alters und seines eigenen, offenen Umganges mit dem Tod seelisch vorbereiten konnten. Seine Herzlichkeit, seine Offenheit und sein tiefer Glaube waren über Jahrzehnte das Rückgrat unserer Diözese. Er hat Generationen von Menschen und unsere Steiermark geprägt. Ich bin dankbar für dieses Gottesgeschenk an geistlichem Leben", so Krautwaschl.

Kardinal Christoph Schönborn sagte, "es war ein Glück für die Kirche in Österreich, dass Bischof Weber ab 1995 an ihrer Spitze stand". Weber habe in der schweren Zeit nach der Causa Groër und dem Kirchenvolksbegehren die Kirche sehr gut geleitet, so Schönborn laut Kathpress. In den kirchlich schwierigen 1990er-Jahren habe sich Weber immer als "ein weiser, kluger, ausgleichender und zugleich engagierter und mutiger Bischof bewiesen". Sein ganzes Geschick habe Weber dann im Rahmen des von ihm initiierten "Dialogs für Österreich" beweisen können. Erste persönliche Erfahrungen mit Weber habe Schönborn von 1973 bis 1975 machen können. Damals hatte er als Studentenkaplan neben dem damaligen Studentenpfarrer Kapellari in Graz gewirkt. "Ich habe ihn schon damals als einen sehr menschennahen und beliebten Bischof erlebt", sagte der Kardinal.

"Bischof der kleine Leut'"

Auch der Bundespräsident drückte sein Beileid aus: "Mit dem Tod des Altbischofs der Diözese Graz-Seckau, Johann Weber, verliert die katholische Kirche in der Steiermark einen weit über die Diözesangrenze hinaus geschätzten Oberhirten", schrieb Alexander van der Bellen in einer Aussendung. Seine Volksnähe und Bescheidenheit würden vielen Menschen, die dem Bischof begegnet sind, in Erinnerung bleiben.

Auch Landeshauptmann Schützenhöfer zeigte sich betroffen: "Bischof Johann hat in den Herzen der Steirerinnen und Steirer einen ganz besonderen Platz. Er war über Jahrzehnte das geistliche Herz einer aufblühenden Steiermark. Sein aufbrechender, offener Geist, verpflichtet dem Zweiten Vatikanischen Konzil, prägte als Bischof der kleinen Leut' Generationen von Steirerinnen und Steirern." Schützenhöfer hatte ihm im April zu seinem Geburtstag gratuliert und ihn zu Christi Himmelfahrt noch im Krankenhaus besucht. "Seine Fähigkeit, auf die Menschen zuzugehen, und sein Gespür für die Leute werden unvergessen bleiben. Er war ein Bischof, der mit offenem Herzen auf die Menschen zuging, um mit ihnen gemeinsam den Weg des Glaubens zu gehen", sagte der Landeshauptmann.

Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) würdigte Weber als "selbstbewussten Religionsverbinder, der in Demut seine Glaubensbotschaft mit allen in der Bevölkerung teilte". Der steirische Caritas-Direktor Herbert Beiglböck unterstrich die karitative Dimension des Wirkens Webers: Mit dem Wahlspruch "den Armen die frohe Botschaft zu bringen" habe sich Bischof Weber von Anfang das Handeln der Caritas zu einer wesentlichen Dimension seines seelsorgerischen Wirkens gemacht. "Persönlich war er mir Weggefährte, ein Wort, das er gerne gebrauchte, der mich entscheidend geprägt und behutsam begleitet hat."

Als "liebenswürdigen Kirchenbotschafter" würdigte die Präsidentin der Katholischen Aktion in der Steiermark, Andrea Ederer, den Verstorbenen. "Im Geiste des II. Vatikanums forderte und förderte er die Mitgestaltung der Laien in Kirche und Welt. Das Prinzip von Joseph Kardinal Cardajn 'Sehen – urteilen – handeln' leitete das Wirken von Bischof Johann", der zeitlebens der Katholischen Aktion verbunden gewesen sei. (APA, 23.5.2020)