Die Schülerin Marit Heidbüchel (10) darf auf der Ostseeinsel Gotland nicht mehr zur Mutter in die Arbeit, Reiten und Fußballspielen gehen aber.

Für Schweden interessieren sich im Moment viele Menschen. Das Land geht mit Corona nämlich ziemlich locker um. Zwar werden alle aufgefordert, Abstand zu halten und sich oft die Hände zu waschen, alte Leute sollen möglichst zu Hause bleiben, und es ist verboten, dass sich mehr als 50 Menschen versammeln – deshalb fallen zum Beispiel viele Konzerte aus. Aber ansonsten ist das Leben in den letzten Monaten fast so weitergegangen wie bisher. Restaurants, Sporthallen oder Friseure mussten nicht schließen. Auch die Grundschulen blieben offen.

Die Schweden legten es anders an als zum Beispiel Österreich: Dort blieben die Restaurants einfach geöffnet.
Foto: AFP / Jonathan Nackstrand

Corona ist aber auch in Schweden ein großes Thema. "Wir sprechen viel darüber, in der Schule und in der Familie, und sehen uns regelmäßig die Nachrichten an", sagt Marit Heidbüchel. Sie wird bald elf und wohnt mit ihrer deutsch-schwedischen Familie auf der Ostseeinsel Gotland. In der Schule sitzen sie jetzt nicht mehr so eng nebeneinander, erzählt sie, und wenn sie zum Essen gehen, werden sie ermahnt, Abstand zu halten. Auch in der Familie ist manches anders: "Papa arbeitet im Moment meist von zu Hause aus. Und früher habe ich vor dem Gitarrenunterricht auf Mama in ihrer Arbeitsstelle gewartet, aber da dürfen jetzt nur noch diejenigen rein, die dort arbeiten."

Marit Heidbüchel (10) kann die Oma in Deutschland derzeit nicht besuchen.
Foto: Liv Heidbüchel

Neben dem Gitarrenunterricht spielt Marit Fußball, und ein-, zweimal die Woche geht sie zum Reiten. "Alle Hobbys kann ich weitermachen wie bisher", freut sie sich. Im Bus zur Reitschule muss sie keinen Mundschutz tragen. Von der Insel Gotland aus fahren normalerweise viele Fähren nach Deutschland und zum schwedischen Festland, aber jetzt ist der Fahrplan sehr ausgedünnt, und die Regierung hat alle aufgefordert, so wenig wie möglich zu reisen. Für Marit bedeutet das, dass sie die Oma in Deutschland nicht sehen kann. "Das finde ich sehr schade", sagt sie. "Stattdessen telefonieren wir jetzt öfter und schreiben uns Nachrichten über Whatsapp."

Foto: Fatih Aydogdu

Der Schüler Marcos Vila (13) darf in Madrid nur in Begleitung Erwachsener nach draußen – für eine Stunde.

"Durch das Coronavirus habe ich meine Selbstständigkeit verloren", sagt Marcos Vila. Alleine mit dem Roller losziehen etwa – "alleine geht das nicht mehr", sagt der 13-Jährige. Der Grund dafür ist der Covid-19-Alarmzustand, der in Spanien seit 14. März herrscht. Bis Anfang Mai durften die Kinder gar nicht vor die Tür, und die Erwachsenen nur zum Einkaufen, für einen Arztbesuch oder zur Arbeit, wenn die zur Grundversorgung gehörte. Kinder unter 14 waren vor einem Monat die Ersten, die wieder rausdurften. Aber eben nur in Begleitung der Eltern, einmal am Tag, eine Stunde und maximal einen Kilometer von zu Hause weg. "Frische Luft und Sonne tun mir gut", sagt Marcos, der mit seiner Familie in einer dunklen Parterre-Wohnung lebt. Doch richtig begeistert ist er nicht. "Selbst wenn ich Freunde treffen sollte, was bisher noch nicht vorkam, müsste ich Abstand halten", berichtet er. So bleiben Skype, Whatsapp und online Videospielen die einzigen Kontaktformen mit den Kumpels, nach getanen, von den Lehrern per Internetplattform geschickten Hausaufgaben, versteht sich.

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Essen und Spielzeug im Korblift: In Spanien durften die Kinder bis Anfang Mai gar nicht auf die Straße raus.
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Marcos träumt davon, mit seinen Freunden und ohne Erwachsene abzuhängen: "Wir haben uns viel zu erzählen, schließlich haben wir uns lange nicht gesehen." Kommende Woche könnte Madrid, wie bereits in anderen Regionen geschehen, in die nächste Phase der Öffnung kommen. Dann wären Treffen mit Familie und Freunden von bis zu zehn Menschen erlaubt. "Ob mich meine Eltern dann lassen, weiß ich nicht", sagt Marcos. Nach kurzem Nachdenken ist er sich dann auch gar nicht so sicher, ob er das selber will. Marcos macht das Virus Sorgen. "Nicht meinetwegen. Ich bin sehr jung, mir kann nicht wirklich was passieren. Aber wenn ich das Virus mit nach Hause bringe, was dann?", fragt er. (Anne Rentzsch, Reiner Wandler, 22.5.2020)