Die Betreuerinnen aus dem ersten Sonderzug auf dem Weg in ihr Hotel.

Foto: Urban

Am Donnerstag kam – so wie es die aktuelle Routine vorsieht – erneut ein Sonderzug mit 24-Stunden-Betreuerinnen aus Rumänien in Schwechat an. 190 Betreuerinnen saßen laut Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) im Zug – zumindest mehr, als die 74 im ersten Zug, dennoch weniger, als die 350 möglichen.

Eine von ihnen wurde am Donnerstag positiv getestet. Das vorgegebene weitere Procedere schien zu funktionieren: Die Frau wurde, nachdem der obligatorische PCR-Test im NH-Hotel Schwechat positiv war, in ebendiesem Hotel in Quarantäne gebracht, wie mehrere Quellen dem STANDARD bestätigen. Bezahlt hat die Quarantänekosten für die Covid-19-positive Betreuerin laut WKÖ ihre Agentur.

Das allerdings ist nicht selbstverständlich. Zwar ist, was die Kosten für die umstrittenen Sonderzüge angeht, von der WKÖ geregelt, dass die einbuchende Person (eine Agentur, die Familie der Klienten oder die Betreuerin selbst) für Zug, Hotel, Test und etwaige Quarantäne aufkommt – doch Dank Inkassoverträgen können Agenturen die Kosten auf die einzelnen Betreuerinnen abwälzen. Kritik daran kam zuletzt unter anderem von der Diakonie, Direktorin Maria Moser forderte, die Kosten dürften keinesfalls auf den Schultern der Betreuerinnen lasten.

Die APA berichtet zudem von einem zweiten positiven Covid-19-Fall unter Betreuerinnen, die aus Rumänien ankamen. Nach Auskunft des Krisen- und Katastrophenschutzmanagements bzw. des Innenministeriums befinde sich diese, ebenso wie fünf Kontaktpersonen der beiden Fälle, ebenfalls in Quarantäne. Laut dem österreichischen Gesundheitsministerium wurden die rumänischen Behörden über die Fälle informiert.

Reform der Branche gefordert

Generell wird der Ruf nach Änderungen in der Branche laut. Erst am Samstag berichtete Burgenlands Soziallandesrat Christian Illedits (SPÖ) davon, dass bei der Einreise einer rumänischen Betreuerin Sicherheits- und Einreisebestimmungen missachtet worden seien. Die Frau aus Rumänien sei mit einem Bus und weiteren 14 Betreuerinnen durch Ungarn befördert worden. Das Ersuchen um Testung sei aufgrund der nicht vorhandenen gesetzlichen Verpflichtung von der Agentur abgelehnt worden. DER STANDARD konnte diese Schilderung am Samstag nicht verifizieren, der Fall ist für Illedits aber Beweis dafür, "dass der gesamte 24-Stunden-Betreuungsbereich auf neue Beine gestellt werden müsse."

Unklare Zukunft des Sonderzugs

Unklar ist, ob der Zugkorridor, der ja nach langem Hin und Her von Europaministerin Karoline Edtstadler angekündigt, zwischenzeitlich aber verschoben wurde, beibehalten wird. Zwar gehe man bei der WKÖ davon aus, das die nächsten beiden Züge am 25. und 28. Mai noch fahren werden, wie eine Sprecherin des Fachverbands Personenbetreuung dem STANDARD sagt, doch für die Zeit danach sei alles offen.

Eine steigende Nachfrage ist fraglich. Erstens war sie seit Beginn der Zugverbindung deutlich niedriger, als von Edtstadler erhofft, zweitens ermöglicht Rumänien seit Freitag vermehrt Charterflüge nach Österreich und andere Länder. Grund dafür: Nachdem die Quarantänebedinugen in Rumänien gelockert wurden, kehrten zahlreiche Staatsbürger nach Hause, was wiederum zu chaotischen Zuständen an Rumäniens Westgrenze zu Ungarn führte. Agenturen, Betreuerinnen und Vertreter der Politik sind daher überzeugt, dass viele 24-Stunden-Betreuerinnen aus Rumänien Österreich demnächst verlassen werden. (elas, 23.5.2020)