Prozess gegen eine Syrien-Heimkehrerin am Oberlandesgerichts in Stammheim.

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Berlin – Mehr als 100 IS-Rückkehrer in Deutschland haben nach Angaben des deutschen Innenministeriums Kampferfahrung oder haben sich auf Kämpfe vorbereitet. "Zu über 100 der bislang zurückgekehrten Personen liegen den Sicherheitsbehörden Erkenntnisse vor, wonach sie sich aktiv an Kämpfen in Syrien oder im Irak beteiligt oder hierfür eine Ausbildung absolviert haben", sagte ein Sprecher.

"Diese Personen stehen unverändert im Fokus polizeilicher und justizieller Ermittlungen." Die Anzahl der Verurteilungen bewege sich "im mittleren zweistelligen Bereich", so der Sprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur weiter.

Deradikalisierung und Integration

Die deutschen Behörden gehen laut Innenministerium davon aus, dass mehr als 1.060 islamistische Extremisten in den vergangenen Jahren aus Deutschland in Richtung Syrien oder Irak aufgebrochen sind. Etwa ein Drittel von ihnen befindet sich demnach nach der starken Zurückdrängung des IS in der Region wieder in Deutschland. Die Behörden verfolgten einen "ganzheitlichen Ansatz", zu dem neben strafrechtlicher Verfolgung und Aufmerksamkeit der Sicherheitsbehörden auch Deradikalisierung und Reintegration gehörten.

Der "Islamische Staat" (IS) hatte im Sommer 2014 große Teile im Norden und Osten des Irak überrannt. Sein Herrschaftsgebiet erstreckte sich damals auch auf große Teile des benachbarten Bürgerkriegslandes Syrien. Örtlichen Truppen und der von den USA angeführten internationalen Koalition gelang es danach, die Extremisten in beiden Ländern nach und nach zurückzudrängen. Im März 2019 verlor der IS seine letzte Bastion im Osten Syriens. Zellen der Jihadisten sind aber in beiden Ländern weiter aktiv. In den vergangenen Wochen häuften sich Meldungen über Angriffe. Beobachter warnen deshalb vor einem Wiederaufstieg der Terrormiliz. (APA, 24.5.2020)