Wochenlang haben Laudamotion und Ryanair-Chef Michael O'Leary Druck aufgebaut. Die Gewerkschaft will den von Laudamotion geplanten KV trotzdem nicht unterschreiben. Nun sollen Mitarbeiter ins Feld ziehen.

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Es liegt was in der Luft. Mitarbeiter der Billigfluglinie Laudamotion, deren Basis in Wien vor der Schließung steht, wollen am Montag ihrem Unmut Ausdruck geben. Für neun Uhr ist eine Protestveranstaltung vor der ÖGB-Zentrale in Wien-Leopoldstadt geplant. Das Bordpersonal will seine dort ansässige Gewerkschaft Vida animieren, den vom Arbeitgeber vorgeschlagenen und von der Wirtschaftskammer mitgetragenen Kollektivvertrag zu unterschreiben. Die Vida will den Verschlechterungen nicht zustimmen, Flugbegleiter würden da unter Mindestsicherungsniveau fallen, so eines der Argumente.

Protest von Piloten

Zuletzt hatte schon eine Gruppe von Piloten der Ryanair-Tochter in einem offenen Brief an die Vida appelliert, den KV zu unterschreiben, um Schließung samt damit verbundene Kündigungen zu verhindern. Es geht um mehr als 300 Arbeitsplätze. Derzeit sind die Laudamotion-Beschäftigten in Kurzarbeit. 89 Mitarbeiter wurden bereits rausgeworfen, DER STANDARD hat berichtet. * Den in Ausbildung stehenden jungen Beschäftigten, die befristete Trainingsverträge gehabt hatten, teilte das Management am 27. März mit: "Sie werden mit 31. März von der Gehaltsliste der Lauda entfernt." Das geschah, die Leute wurden auch flugs von der Krankenkasse abgemeldet.

Auch bei der AUA sind zu Wochenbeginn die Mitarbeiter am Wort, und zwar die des Bodenpersonals. Diese rund 3.000 Beschäftigten stimmen über das Sparpaket ab, dessen Eckpunkte (wie Gehaltsreduktion oder Einsparungen bei der Valorisierung von Gehältern) Betriebsrat, Gewerkschaft GPA und AUA-Vorstand abgesegnet haben. Das Boden- und das Bordpersonal und ihre Gewerkschaften würden den Sparkurs mittragen – bevor sie etwas unterschreibt, will die Gewerkschaft aber den Inhalt des staatlichen Hilfspakets für die AUA kennen. "Wir warten auf Informationen der Regierung darüber, wie viel die AUA-Mitarbeiter beitragen müssen. Danach erst werden wir verhandeln", macht Vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit klar.

Das staatliche Hilfspaket ist aber auch noch nicht gepackt. Sicher ist nur, dass die AUA um die 600 bis 650 Millionen Euro braucht. Die Regierung wird ihr Paket erst schnüren, wenn sie weiß, was AUA-Mutter Lufthansa zu geben bereit ist. Die Österreicher fordern einen finanziellen Beitrag oder durch Syndikatsverträge abgesicherte Standortgarantien und die Beteiligung zumindest an der Österreichischen Luftverkehrsholding. Das ist eine Zwischengesellschaft, die die Anteile an der AUA, an Eurowings Europe und einer Lufthansa-Servicetochter in Österreich hält.

Nervöse Industrie

Besonders stark bringt sich hinter den Kulissen die Industriellenvereinigung (IV) ins AUA-Thema ein. Sie sorgt sich aus Standortgründen ums Drehkreuz Wien-Schwechat und die Langstrecken, die die AUA von hier aus bedient. Die Industrie plädiert für eine nachhaltige Absicherung all dessen durch die Lufthansa – ohne entsprechende Vereinbarungen dürfe auch das Österreich-Hilfspaket, das Kredite, Eigenkapital- und einen Fixkostenzuschuss vorsieht, nicht fertig geschnürt werden, soll die IV argumentieren.

Ja – und damit geht das Verhandlungsmikado weiter, denn: Die Lufthansa ist immer noch in Gesprächen mit der deutschen Regierung, von der sie neun Milliarden Euro erwartet. Im Gegenzug für Kredite der Staatsbank KfW und für stille Einlagen will sich die Bundesrepublik mit 20 Prozent an der Airline beteiligen. Offen sind aber technische und rechtliche Fragen.

Nicht offen ist, wohin die AUA-Mutter mit dem Geld fliegen will. Ab Ende Juni möchte sie gruppenweit 1.800 Verbindungen pro Woche anbieten, 106 Europa- und 20 Langstreckenziele. Damit würde Europas größter Luftfahrtkonzern rund ein Drittel seines ursprünglichen Netzes abdecken. (Renate Graber, 25.5.2020)