Passat Alltrack und A6 Allroad standen hier zuletzt unter Beobachtung, kleinerer (4,78 m Länge) und günstigerer (ab 52.339 €) VW sowie größerer (4,95 m) und teurerer (ab 78.339 €) Audi. Diesmal treffen größerer (4,86 m) und günstigerer (ab 53.078 €) Škoda Superb Scout und kleinerer (4,76 m) und teurerer (ab 60.385 €) Audi A4 Allroad aufeinander – die Preise beziehen sich auf die Testwagenkonfiguration: Superb mit 190-PS-Diesel und 7-Gang-DSG, A4 mit 231-PS-Diesel und 8-Gang-Wandlerautomatik.

Beim A4 Allroad werden die Rustikalisierungselemente, die ihn einst optisch an den SUV andocken sollten, immer dezenter, immer weniger profilsohlig sozusagen, speziell bei dunkler Lackierung wie bei unserem Testwagen.

Das Interieur ist nobel, nobler als beim Škoda, muss ja sein. Dort gilt trotzdem: Was haben die für ein Niveau erreicht, seit sie Mitglied des VW-Imperiums sind.

Den A4 Allroad gibt’s bereits in zweiter Generation...
Foto: Stockinger
...den Superb erstmals als Scout. Autos für das kleine Abenteuer, optisch auf ein klein wenig mehr Verwegenheit hin getrimmt.
Foto: Stockinger

Mehr Freiheit ist gesucht

Beim Bedienkonzept setzen beide auf Tatsch, also Touch, was generell ein ausgemachter Schmarren und leider bald überall anzutreffen ist. Sicherheitshalber lege man bei beiden ein paar Finger an die Schirmoberkante, so lässt sich die Bedienhand wenigstens ein klein wenig stabilisieren. Beim Audi ist das Tablet höher positioniert, also besser ablesbar. Andererseits gibt’s hier wie dort ein virtuelles Cockpit, da kann man die Navigation groß reinspielen.

Mehr Freiheit ist gesucht in Zeiten von Corona, und wenn es nur die vom Boden ist: 3,5 Zentimeter höher als den Kombi legt Audi den Allroad, beim Superb sind es bescheidene 1,5. Bodenfreiheit beim Allroad demnach 18 cm, beim Scout 14. Beide sind damit schotterwegtauglich, der Audi mehr als der Škoda, allzu viel mehr wird man ihnen aber nicht abverlangen wollen, trotz Offroad-Modus.

Fahrwerke angepasst

Foto: Stockinger
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Das Allroad-Fahrwerk ist für die höherbeinigen Verhältnisse adaptiert, aber im Vergleich zum komfortablen Scout straffer abgestimmt, selbst im Komfortmodus. Dafür ist der Audi deutlich fahrdynamischer als der Škoda, dieses sympathische Schiff mit doch weniger aufwendigem Fahrwerk. In einem Punkt herrscht insofern Waffengleichheit, als der A4 Allroad, anders als der A6, nicht über Niveauregulierung verfügt.

Die Lenkung im Škoda wirkt etwas schwammig (im Audi direkt und präzise), was aber prinzipiell zum gutmütigen Charakter des Scout-Flaggschiffs passt. Die Sitzmöbel sind in beiden Autos top.

Wer Wert auf Raum für Insassen und Zuladung legt, kommt um den Škoda kaum herum – beim Kofferraum steht es 660 bis 1950 Liter zu 495 bis 1495. Länger und mit mehr Radstand als der Passat Alltrack legt er sich in dem Punkt sogar mit Premiumgegnern wie A6 Allroad, Mercedes E All Terrain und Volvo V90 Cross Country an.

Quer gegen Längs

Foto: Der Standard
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Der Drei-Liter-V6-Top-Diesel mit 231 PS im A4 hat eine nicht ganz so ausgeprägte Anfahrschwäche (auch beim Kickdown) wie im größeren, schwereren A6 (dort 286 PS), das ist aber noch immer kein Ruhmesblatt. Ist man indes erst einmal aus dem Jammertal heraus, zeigt sich der V6 als beeindruckend kultivierte Maschine.

Beim Superb ist der 190-PS-Diesel eine kluge Wahl, die einzige andere Möglichkeit wäre ein 272-PS-Benziner. Wirkt von unten heraus fast spontaner als der Drei-Liter-V6 beim Audi, aber oben fehlt ihm natürlich sowohl dessen Biss als auch dessen Laufkultur. Beim Testverbrauch lagen der Audi und der Škoda übrigens fast gleichauf.

Und weil das gerne durcheinanderkommt am analogen und digitalen Stammtisch: A4 und Superb sind vom Konstruktionsansatz zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Der größere Superb steht, wie alle Škodas, auf dem MQB (Modularer Querbaukasten). Hier werden die Motoren quer eingebaut. Der A4 wiederum macht es sich, wie A5, A6, A7, A8 sowie Q5, Q7, Q8 auf dem MLB (Modularer Längsbaukasten) bequem, die Motoren werden also längs eingebaut – bei so einer Basis bringt man auch längere Aggregate unter. (Andreas Stockinger, 30.05.2020)