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Im Baskenland wurden die Schulen für den Unterricht in Corona-Zeiten vorbereitet.

Foto: Reuters/West

Die baskische Autonomieregierung wollte Vorreiter in Spanien sein. Am Montag sollten die Schüler des Abschlussjahrgangs der Mittelstufe, die der Oberstufe und der Abschlussjahrgang der Berufsbildung in ihre Klassenzimmer zurückkehren.

Doch das baskische Bildungsministerium hat die Rechnung ohne Schüler, Lehrer und Direktoren gemacht. Tatsächlich sahen sich nur 20 Prozent der betroffenen Schulen in der Lage, zu öffnen. Und dort kamen nur zehn Prozent der Schüler. Denn die Studentengewerkschaft S.E. hatte zu einem unbefristeten Streik gerufen. Die wichtigste baskische Lehrergewerkschaft ELA prüft, inwieweit die Schulen entsprechende Sicherheits- und Hygienemaßnahmen umsetzen. Sollte dies nicht der Fall sein, wollen die Lehrer in den kommenden Tagen ebenfalls in einen unbefristeten Streik treten.

Plan nicht umsetzbar

Der Plan der baskischen Regierung, ab Juni Schritt für Schritt auch die restlichen Altersgruppen wieder an die Schulen zu holen, wird wohl kaum umsetzbar sein.

"Wir lassen nicht zu, dass sie mit unserer Gesundheit spielen", erklärt S.E.-Sprecherin Laura Luengo. Die 23-jährige Studentin der audiovisuellen Technik in Bilbao wirft der baskischen Regierung vor, die Schulen öffnen zu wollen, "damit die Unternehmen wieder normal arbeiten können, weil die Eltern wissen, wo sie ihre Kinder unterbringen". Für Luengo ist die Rückkehr in die Klassenzimmer "völlig improvisiert und eine riesige Verantwortungslosigkeit".

Die Lehrergewerkschaften beschweren sich über fehlende Hygienevorschriften. "Es reicht nicht, einmal am Tag zu putzen", heißt es in einem Kommuniqué, das von den vier Gewerkschaften des Bildungswesens gemeinsam unterschrieben wurde. Sie fordern "kontinuierliche Reinigung" und, um dies zu gewährleisten, mehr Personal.

Streikdrohung

Das Bildungsministerium hat noch nicht geantwortet. "Wenn sie unseren Forderungen nicht nachkommen, rufen wir zum Streik", erklärt ELA-Sprecherin Uxue Mingo, die am Montag zusammen mit dutzenden Kollegen mit ordentlichem Sicherheitsabstand und Maske vor dem Bildungsministerium in Gasteiz protestierte. Die einzigen Maßnahmen, die für die Rückkehr getroffen wurden, sind Maskenpflicht, Temperaturmessung am Eingang, ein größerer Abstand zwischen den Tischen und gestaffelter Schulbeginn. Die Speisesäle blieben geschlossen.

Anders als im Baskenland gibt es in den restlichen spanischen Regionen noch keinen genauen Zeitplan für die Rückkehr. Die spanische Bildungsministerin Isabel Celaá empfiehlt den Regionen für das kommende Schuljahr, die Zahl der Schüler pro Klasse auf maximal 15 zu reduzieren. "Wir werden jeden Winkel in den Schulen nutzen müssen", erklärt die Sozialdemokratin. Bibliotheken, Sportsäle, Veranstaltungsräume, Speisesäle müssten für den Unterricht genutzt werden.

Lehrermangel

"Wir stehen vor einem riesigen Problem. Um das umzusetzen, brauchen wir mindestens 30 Prozent mehr Lehrer", erklärt Isabel Galvín, Generalsekretärin der Lehrergewerkschaft FREM-CCOO in der Region Madrid. Allein in Hauptstadtregion wären 27.000 Neueinstellungen notwendig. Hochgerechnet auf ganz Spanien sind es über 170.000. Keiner weiß, woher diese Lehrkräfte kommen sollen.

Die konservative Madrider Landesregierung ignoriert dies. Sie macht dort weiter, wo sie vor dem Ausbruch der Pandemie aufgehört hat: bei der Sparpolitik im öffentlichen Schulsystem. Im kommenden Jahr sollen 110 Klassen gestrichen und die Anzahl der Schüler pro Lehrer damit sogar noch erhöht werden. (Reiner Wandler aus Madrid, 25.5.2020)