Wie sinnvoll Masken sind, hängt von der Verwendung ab. Die Maske ist wie ein angeschnäuztes Taschentuch, sagt die Expertin.

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Sie kosten fünf Euro in der kleinen Schneiderei um die Ecke, drei am Markt in Ottakring und 20 Euro auf der Mariahilfer Straße – Gesichtsmasken aus Stoff gibt es aktuell in allen Farben, Formen und Preisklassen – das zeigt auch ein Blick nach Oberösterreich: "Noblesse oblige" mag sich Österreichs führende Trachtenlady Gexi Tostmann hinsichtlich ihrer Kundschaft gedacht haben. Und da frau zum exquisiten Tostmann-Dirndl unmöglich eine 08/15-Maske tragen kann, entwarf man in der Dirndlschneiderei am Attersee flugs eine ganze Kollektion verschiedenster Masken. Die zweilagig gefertigten Modelle aus Baumwoll-Dirndlstoff tragen klingende Namen wie "Fliederbusch", "Apfelblüte" oder "Wildblume" und können so passend zum jeweiligen Dirndl aus dem Schrank geholt werden. Kostenpunkt: das Stück 13 Euro aufwärts.

Keine Belege

Die Sinnhaftigkeit von Masken für die breite Bevölkerung war in der Corona-Krise lange ein Zankapfel. Die WHO und das Robert-Koch-Institut (RKI) haben Gesunden anfangs davon abgeraten, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Die Menschen würden sich dadurch in falscher Sicherheit wiegen und in der Folge auf Händewaschen und Abstandhalten vergessen. Tragen Gesunde eine Maske, wird die Übertragung dadurch nicht verhindert, hieß es, und auch heute gibt es dafür keine wissenschaftlichen Belege. Allerdings: Wer selbst krank ist, schützt mit einer Maske sein Umfeld davor, sich anzustecken, weil Tröpfchen durch die Barriere nicht in die Umgebung geschleudert werden. Definitive Hinweise gibt es auch hier nicht, es scheint aber plausibel, so das RKI, und einzelne, kleinere Studien sowie Versuche an Tieren deuten darauf hin.

Weil in der Krise anfangs viele von einer hohen Dunkelziffer an Infizierten ausgegangen sind, die von ihrer Erkrankung nichts wissen, haben sich die Empfehlungen später geändert. Heute schreibt das RKI: Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung im öffentlichen Leben kann dazu beitragen, die Ausbreitung von Covid-19 in der Bevölkerung zu verlangsamen.

Richtig anwenden

All das gilt aber nur, wenn Masken richtig getragen werden: Sie müssen eng anliegen – über Nase, und Mund, dürfen während des Tragens nicht berührt oder nach unten geschoben werden, und wenn sie nass sind, sollte man sie wechseln und heiß waschen. Dreckige Masken werden besser nicht in die Hosentasche gestopft oder auf den Esstisch gelegt. Denn alle Mikroorganismen, die in unserer Mundflora leben, darunter etwa Streptokokken, sammeln sich darin. "So eine Maske ist wie ein angeschnäuztes Taschentuch", sagt die Hygienikerin Miranda Suchomel von der Med-Uni Wien.

So ziehen Sie die Schutzmaske richtig an und aus.
DER STANDARD

Warten auf bestellte Masken

Nach wie vor offen ist die Bestellung von 20 Millionen Schutzmasken in China über Vermittlung der Südtiroler Oberalp Group. Im März hatte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) den Südtirolern mit einer medial groß inszenierten Luftbrücke geholfen, Schutzmasken aus China zu importieren. Wie sich allerdings später herausstellte, entsprachen diese Masken nicht den in Europa gültigen Standards. In Südtirol ermittelt bereits die Staatsanwaltschaft gegen die dortige Sanitätsbehörde sowie die Oberalp Group. Grund dafür sind fehlende Zertifikate, ohne die die Ware nicht hätte eingeführt werden dürfen.

Von Österreichs Bestellung wurden nach wie vor erst 1,7 Millionen Masken geliefert. Ende April hieß es dazu seitens des Roten Kreuzes, das die Lieferungen im Auftrag der Regierung koordiniert: Man werde in den kommenden Tagen von der Bestellung zurücktreten, sollte diese nicht geliefert werden. Das ist allerdings nicht passiert, so das Wirtschaftsministerium. Zwar wurde noch immer nicht geliefert, aber die Bestellung ist weiter aufrecht. Man führe dazu noch Gespräche. Das zugrunde liegende Problem könnte sein, dass Oberalp die gesamten 20 Millionen Masken bereits in China vorbezahlt hat. Tritt Österreich nun von der Bestellung zurück, bliebe das Unternehmen auf den Kosten sitzen. (Steffen Arora, Thomas Neuhold, Bernadette Redl, 26.5.2020)