Eine Ausstellung im französischen Bruyères-le-Châtel befasst sich im Sommer 2019 mit der Physikerin und Chemikerin Irène Joliot-Curie. 1935 erhielt sie gemeinsam mit ihrem Mann Frédéric Joliot-Curie den Chemienobelpreis für die Entdeckung der künstlichen Radioaktivität.

Foto: APA/AFP/STEPHANE DE SAKUTIN

Vor knapp einem Jahr gab die Technische Universität Eindhoven bekannt, eine hundertprozentige Frauenquote bei den Neuanstellungen einführen zu wollen. Ein knappes Jahr später hat die Uni 35 neue Top-Wissenschafterinnen eingestellt, berichtet nun die niederländische Uni, die dies als "ermutigendes Ergebnis" bezeichnet.

Die im Sommer 2019 bekanntgegebene Maßnahme einer 100-prozentigen Frauenquote ist Teil des über fünf Jahre laufenden Irène-Curie-Programms: Sechs Monate lang sollen ausgeschriebene Stellen für außerordentliche, ordentliche und Assistenzprofessuren ausschließlich für Frauen reserviert sein. Für diese Posten würden die Bewerbungen von Frauen also zunächst "ganz oben auf den Stapel" gelegt, wie es Rektor Frank Baaijens damals in einem Interview formulierte.

Somit werden die Stellen also nicht generell für Männer gesperrt, sondern nur für sechs Monate. Findet sich in diesem halben Jahr keine geeignete Wissenschafterin, werden auch Bewerber berücksichtigt. In der letzte Bewerbungsrunde muss aber auf jeden Fall eine Frau dabei sein, lautet die Regelung.

Ziel leicht erreichbar

Mit dem Irène-Curie-Programm startete die Uni im Vergleich zu anderen Maßnahmen für Geschlechterparität, beispielsweise einer Sensibilisierung für Gender-Fragen in diversen Gremien, eine radikale Maßnahme: Zusätzlich zu den sechs Monaten Vorsprung für Frauen werden ihnen auch noch Mentor*innen zur Seite gestellt sowie ein Zuschuss von 100.000 Euro für ihre Forschung gewährt. Im Zuge dieses Programms konnte die TU Eindhoven den Frauenanteil bei den Assistenzprofessuren sowie bei den außerordentlichen und ordentlichen Professuren an den Fakultäten innerhalb von zehn Monaten von 22,3 auf 25 Prozent steigern.

Angesichts des kurzen Zeitraums seien das beträchtliche Wachstumszahlen, heißt es vonseiten der Uni. Das Ziel, das sich die Uni zum Start des Programms gesetzt hat, könnte also in den noch verbleibenden vier Jahr durchaus erreicht werden: 30 Prozent Frauenanteil beim fest angestellten akademischen Personal der Uni. "Bei diesem Prozentsatz hört eine Minderheit auf, eine Minderheit zu sein, und hat die Positionen und den Einfluss, die sie verdient", so Robert-Jan Smits, Präsident der TU Eindhoven.

Notwendige Ausgewogenheit

Vor der Einführung des Programms hatte die TU Eindhoven bei den Professor*innen einen der niedrigsten Frauenanteile in den Niederlanden. Das Programm helfe, "Talente aus der ganzen Welt anzuziehen", ist Rektor Baaijens überzeugt. Eine ausgewogenere akademische Belegschaft sei für eine Universität im 21. Jahrhundert "eine absolute Notwendigkeit". (beaha, 26.5.2020)