Präsidentin Helga Rabl-Stadler kämpft für "ihre" Festspiele.

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Es hätte der glanzvolle Abschluss einer Ära werden sollen. Seit 25 Jahren ist Helga Rabl-Stadler Präsidentin der Salzburger Festspiele. Als Kulturnovizin, Modehausbesitzerin, Wirtschaftskämmerin und ÖVP-Politikerin war sie 1995 in das Amt gehievt worden. Nach schwierigen Anfangsjahren und fünf Vertragsverlängerungen wäre die dann 72-Jährige mit dem Ende der Jubiläumsfestspiele aus dem Amt geschieden.

Doch aus den Jubiläumsfestspielen wird in der ursprünglich geplanten Form nichts. Statt 200 Veranstaltungen sollen zwar immerhin 90 stattfinden, die größeren Produktionen wie der Don Giovanni von Romeo Castellucci und Teodor Currentzis oder Martin Kušejs Inszenierung der Maria Stuart werden ins kommende Jahr verschoben. Und der Abgang von Rabl-Stadler? Er steht in den Sternen. Schließlich werden die Jubiläumsspiele auch um ein Jahr verlängert.

Eine Verlängerung von Rabl-Stadlers Vertrag wäre so etwas wie eine Belohnung für ihre Mühen, ja vielleicht Qualen, der letzten Monate. Während andere Festivals recht rasch nach dem Ausbruch von Corona die Flinte ins Korn schmissen, hielten Rabl-Stadler und die Festspiele an ihrem Dreistufenplan fest. Sichtlich bewegt und wildentschlossen verteidigte die gebürtige Salzburgerin ihre Festspiele auch dann noch, als viele über diese Starrköpfigkeit nur noch den Kopf schüttelten. Umso größer Rabl-Stadlers Freude nach der Verkündigung der Lockerungen am Montag: Sie sehe sich als "Eisbrecherin für die ganze Branche", sagte sie im Kulturmontag.

Erprobte Krisenmanagerin

Die Rolle als Krisenmanagerin ist der Tochter von Ex-ORF-Generalintendant Gerd Bacher und geschiedenen Frau des ehemaligen Kurier-Chefs Peter Rabl – mit ihm hat sie zwei Söhne – nicht fremd: ob im Skandal rund um die Osterfestspiele 2009 und einen Rechnungshofbericht, der in Folge veröffentlicht wurde, oder im Infight mit Intendanten wie Gerard Mortier oder Alexander Pereira. Wenn andere untergriffig werden, wahrt Rabl-Stadler die Contenance. Springt ein Sponsor ab, ist sie am nächsten dran. Und wenn das Geld knapp wird, steht sie bei den Politikern auf der Matte. Legendär etwa ihr Einsatz um die Finanzierung des Hauses für Mozart.

Wie kaum jemand sonst steht Rabl-Stadler für die Vermählung von Kultur und Geld. Auch wirtschaftlich scheint man für die Krisenfestspiele 2020 einen Weg gefunden zu haben. Die Präsidentin hat es wieder einmal hingekriegt. (Stephan Hilpold, 26.5.2020)