Einmal geht’s noch. Mindestens. Worte und Wörter sind Zeitdokumente, man kann sie also im Krisenlexikon gar nicht akribisch genug festhalten.

Nach Verhängung der Maßnahmen sind wir nun im Abschnitt der Lockerungen angelangt, wobei die Flex des Innenministers, mit der seine Polizei die Corona-Infektionskette durchtrennen will, jederzeit aus dem Werkzeugkasten geholt werden kann. Im Kleinwalsertal, wo die Leute in der Quarantäne laut Kanzler nur hinten Berge und vorn die deutsche Grenze sahen (oder umgekehrt? Wobei: Im Vergleich zu den Feuerwänden, auf die Städter wochenlang gestarrt haben, gar nicht die schlechteste Alternative), kam die Flex offenbar nicht zum Einsatz.

Maskenverlust.
Foto: imago/Olaf Schuelke

Vielleicht passiert das aber im aufmüpfigen Wien, wo sogar Staatsoberhäupter die Gastronomie-Sperrstunde (23 Uhr!) überplaudern.

Corona verdanken wir auch eine Art Parlamentarismus-Sperrstunde: Die Abgeordneten müssen allen Ernstes über ein Budget mit veralteten Zahlen diskutieren, weswegen die Opposition ein Fake-Budget ortet. Hoffentlich dürfen sich Leute, die Corona-Kreditanträge stellen, bei ihrer Einnahmenschätzung die diesbezügliche Erklärung des Finanzministers aneignen: "Jede Zahl wird falsch sein."

Alles zum Lachen? Alles zum Weinen? Egal, man sieht uns den Ausnahmezustand eh nicht an. Denn eine Folge haben die Masken fix: den Mimikverlust. (Renate Graber, 26.5.2020)