MNS- und FFP2-Masken in großen Mengen werden seit kurzem auch von Lenzing und Palmers in Wiener Neudorf hergestellt.

Foto: APA / Robert Jäger

Derzeit produziert die Firma rund zwölf Millionen Stück Mund-Nasen-Masken pro Monat, Ziel ist ein Ausbau auf rund 25 Millionen. Seit kurzem produziert das Joint Venture auch in einem Werk in Grimsby in Großbritannien.

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Der erhebliche Mangel an Schutzmasken und -kleidung, den es auf dem Höhepunkt der ersten Coronavirus-Welle in Österreich gab, ist in nur wenigen Wochen einem Überangebot gewichen. Aktuell nimmt das Rote Kreuz auch keine Angebote von Firmen für Mund-Nasen-Schutz- (MNS) und höherwertige FFP2-Masken mehr entgegen, wie es auf Anfrage heißt. Nur noch Angebote für Masken der höchsten europäischen Schutzklasse FFP3, die vor allem im medizinisch sensiblen Bereich Anwendung finden, werden akzeptiert.

Das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK) hat in der Corona-Krise die Beschaffung im Auftrag der Bundesregierung übernommen, um Masken und andere Schutzausrüstung besorgen zu können. Und das schnell und ohne Ausschreibung auf einem international heftig umkämpften Markt.

Eingekauft wurde ordentlich: Mehr als 106 Millionen Masken aller Kategorien im Wert von 87,7 Millionen Euro wurden am Höhepunkt der Krise bestellt, der Großteil kommt aus China. Mit den Bestellungen ist vorerst Schluss. Im Gegenteil: Die Bestellmenge wurde vor kurzem sogar um vier Millionen Stück verringert.

24 Millionen Masken bisher geliefert

In Österreich angekommen ist von der gesamten riesigen Maskenbestellung des Roten Kreuzes aber bislang erst ein knappes Viertel, also rund 24 Millionen. Fast 18 Millionen Stück – vor allem OP- und MNS-Masken, wie sie auch in Supermärkten oder U-Bahnen getragen werden sollen – wurden bisher verteilt. Neue Ware soll laut Rotem Kreuz laufend eintrudeln, die Liefertermine laufen bis in den Dezember hinein. Die zuletzt verringerte Gesamtbestellmenge wird dadurch erklärt, dass ein Auftrag über neun Millionen Artikel auf fünf Millionen Atemschutzmasken höherer Qualität abgeändert worden ist.

Beim Roten Kreuz bestätigt man, dass in puncto Masken "die Dringlichkeit der Beschaffung und die zwingenden Gründe nicht mehr im vollen Umfang gegeben sind", wie es in einer Stellungnahme an den STANDARD heißt. Die Marktmechanismen und der Bedarf hätten sich "an einen Zustand vor Covid-19 angenähert".

"Aktueller Bedarf an MNS- und FFP2-Masken gedeckt"

Schritt für Schritt sollen daher wieder die Regeln und Vorgaben des Bundesvergabegesetzes zur Anwendung kommen. Das heißt: Die Bundesbeschaffung GmbH (BBG) übernimmt wieder die Beschaffungsaktivitäten des Roten Kreuzes. Aktuell wird von der BBG eine Evaluierung der Bedarfslage für Schutzartikel durchgeführt. Laut einer Sprecherin sind aber "aktuelle Bedarfe an MNS- und FFP2-Masken gedeckt". Sie begründet das "auf Basis der uns vorliegenden Informationen aus den Bedarfsrückmeldungen, Verfügbarkeiten bei unseren Lieferanten und bestehenden Lagerkapazitäten".

Dabei wartet das Rote Kreuz noch auf knapp 80 Millionen Schutzmasken. Eine Großbestellung bereitet gehörige Probleme: Über Vermittlung der Südtiroler Oberalp Group wurden vor Monaten 20 Millionen Masken in China bestellt. Geliefert wurden erst 1,7 Millionen Stück. Trotz Ankündigungen Ende April, dass man von der Bestellung zurücktreten werde, sollten die Masken nicht bald geliefert werden, ist die Bestellung weiter aufrecht.

298 Firmen in Österreich bieten Masken zum Verkauf an

Das aktuelle Überangebot an Schutzmasken kann auch so interpretiert werden, dass Österreich auf eine mögliche zweite Coronavirus-Welle besser vorbereitet ist. Dazu kommt, dass auch immer mehr heimische Firmen Schutzmasken vertreiben. Die Wirtschaftskammer listet aktuell 298 Firmen auf, die Schutzmasken verschiedener Kategorien anbieten. Nicht alle gelisteten Firmen strahlen überbordende Seriosität aus. Zudem bietet auch die Kammer Masken zum Verkauf an. Einige Firmen kritisieren, dass hier die Wirtschaftskammer in Konkurrenz zu ihren eigenen Mitgliedern tritt. (David Krutzler, 27.5.2020)