Es wird ernster für den LASK.

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Andreas Ivanschitz kann sich die riskante Aktion des LASK nicht erklären.

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Leo Windtner möchte sich "nicht exponieren", das Vertrauen des Präsidenten des Fußballbundes ÖFB in den unabhängigen Senat 1 der Bundesliga "ist groß. Sie werden die richtige Entscheidung treffen." Am Mittwoch wird die Causa LASK verhandelt, ein Urteil ist aufgrund des Aktenumfangs praktisch auszuschließen. Es soll aber noch vor dem Restart der Meisterschaft am 2. Juni gefällt werden. Darum geht es: Tabellenführer LASK hatte gegen die Corona-Regeln verstoßen, streng verbotene Mannschaftstrainings abgehalten – auf Wunsch von Trainer Valerien Ismael. Vizepräsident Jürgen Werner gab seinen Segen. Vermutlich wusste Boss Siegmund Gruber davon, wobei auch im Fußball die Unschuldsvermutung gilt.

Der Verstoß wurde von Eindringlingen heimlich gefilmt, das Video der Liga zugespielt. Werner gestand am 15. Mai den "Blödsinn" ein, viermal habe man gemeinsam trainiert. "Wir haben uns von Emotionen leiten lassen, sind übers Ziel hinausgeschossen."

Emotionslos

Der acht Personen umfassende Senat 1 (Vorsitz Manfred Luczensky) wird sich mit dem Fall emotionslos befassen. Windtner: "Es war ein grobes Foul des LASK. Man muss das richtige Maß finden. Die Meisterschaft sollte nicht völlig zerstört werden. Aber ich will nicht vorgreifen und spekulieren. Corona ist ein Sonderfall, das Vergehen ebenfalls."

Das Delikt lautet "Verstoß gegen das Fairplay", der Strafrahmen ist weit gefasst. Ermahnung, Geldstrafe bis 75.000 Euro, Punkteabzug, Sperre von bis zu zwölf Pflichtspielen, Wettbewerbsausschluss, Zwangsabstieg, Funktionssperren, Ausschluss aus dem Verband. Geisterspiele sind auch eine mögliche Sanktion, die wäre aktuell freilich albern.

Spekulationen

Die Linzer haben übrigens zur Verteidigung Bilder von Vorgängen bei anderen Vereinen vorgelegt, allerdings dürfte da wenig Relevantes zu sehen sein.

Spekulationen sind sinnlos, aber nicht verboten. Die Geldstrafe könnte wohl an der oberen Grenze liegen, ein Abzug von drei Zählern wäre nicht jenseitig. Gegen das Urteil, wann immer es gesprochen wird, kann der LASK binnen zwei Wochen beim Protestkomitee berufen. Nach dieser Entscheidung könnte man das neutrale Schiedsgericht als Letztinstanz beschäftigen, dafür hat man vier Wochen Zeit. Also würde im ungünstigsten Fall irgendwann im August Klarheit herrschen. Die Meisterrunde endet am 5. Juli.

Fingerspitzengefühl

Ideal wäre demnach ein Urteil, mit dem sowohl der LASK als auch die anderen, empörten Klubs leben können, "Fingerspitzengefühl" ist in den Statuten des Senats 1 nicht festgeschrieben.

Die Rolle der Spieler ist zumindest zu hinterfragen. Es hätte ja der eine oder andere widersprechen können. Theoretischer Vorschlag: "Trainer, wir machen da nicht mit, das ist doch verboten."

Andreas Ivanschitz, dem ehemaligen Kapitän der Nationalmannschaft, ist der Fall LASK nicht entgangen. "Ich kenne keinen Spieler persönlich, will nicht spekulieren. Vermutlich werden sie untereinander gesprochen haben. Aber sie sind halt Angestellte des Vereins." Das sei natürlich keine Rechtfertigung, die Welt brauche mündige Kicker. "Aber man muss es irgendwie verstehen. Sie sind das schwächste Glied." Der 36-jährige Ivanschitz verweist auf den 20. April. Damals, das Kleingruppentraining war von der Regierung freigegeben, zelebrierte LASK-Präsident Gruber im Paschinger Stadion eine an sich verbotene Pressekonferenz. "Die Journalisten haben das Spielfeld betreten, sie hätten eigentlich Nein sagen müssen."

Generell sei, sagt Ivanschitz, die Aktion des LASK "nicht nachvollziehbar. Warum geht man so ein Risiko ein? Speziell als Tabellenführer, wenn die Ausgangslage so gut ist, man die Sensation schaffen kann." (Christian Hackl, 26.5.2020)