Online-Plattformen von Netflix, Disney+ über Zoom, Der Seminar bis Amazon, eBay oder Zalando verzeichnen seit Beginn der Coronakrise einen Boom im Wachstum. Corona beschleunigte selbst im Schach die Digitalisierung. Die weitgehenden Kontakt-, Reise- oder Ausgehbeschränkungen in vielen Ländern haben dazu geführt, dass sich das Leben stärker in digitale Räume verlagerte. Das weitete sich auch auf andere Branchen aus.

Dating in der Krise? Isolation, Chat-Profile und kein direkter Kontakt

Um der sozialen Einsamkeit zu begegnen, ließen sich seit März immer mehr Menschen auf das Online-Dating ein: Im August bei Businessinsider veröffentlichte Quartalszahlen machen deutlich, dass trotz Kontaktbeschränkungen das Online-Dating boomt. Denn besteht offline keine Möglichkeit jemanden kennenzulernen, so muss das Dating von zu Hause aus online stattfinden. Das Internet bietet ein großes Angebot an zahlreichen Websites für alle Zielgruppen, die sie auf Seiten wie perfect.is einsehen können. Mit dieser Suchmaschine für Online-Dating, finden sich dann andere Plattformen, über die Dating und Partnersuche laufen kann. 

Die Dating-App Tinder verzeichnete besonders starkes Wachstum. Doch wie wird die App genutzt? Das untersuchte Philipp Lange von der SRH Fernhochschule Riedlingen in Deutschland im Juli 2020 in einem repräsentativen Forschungsprojekt. Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Im Fokus stand die Nutzung der App durch Frauen;
  • Tinder-Nutzerinnen waren tendenziell offener, extrovertierter und kontaktfreudiger als der Durchschnitt;
  • je länger sie Tinder nutzten, desto unsicherer und verschlossener wurden sie;
  • 84,4 Prozent der Nutzerinnen sahen die Nutzung der App als nicht hilfreich und
  • die investierte Zeit habe sich im Hinblick auf eine Beziehungssuche negativ auf das Selbstbild ausgewirkt.

Es ergibt sich ein zwiespältiges Bild: Online-Plattformen oder Apps scheinen zwar physiologisch gesund, aber machen psychologisch krank. Es besteht natürlich immer ein großes Risiko darin, jemanden nur über Distanz kennenzulernen, denn: wie lange ist es möglich, eine Konversation aufrechtzuerhalten und einen potenziellen Partner von sich zu überzeugen, wenn der Kontakt nur über Text oder Sprachnachrichten erfolgen kann? Zwangsweise fehlen verschiedene Sinne wie Geruch, Berührung, Wärme. 

Dennoch ist Online-Dating populär: Seit März stiegen im Rahmen der Coronakrise die Nutzerzahlen für Dating-Apps laut ARD Brisant im Schnitt um zwanzig Prozent; in Deutschland sogar um knapp dreißig Prozent.

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Und auch die großen Plattformen selbst wie Tinder, Jaumo oder Hinge machen auf die Gefahren realer Treffen aufmerksam und raten den Nutzern zu Abstandshaltung und Hygienemaßnahmen. Doch statistisch wartet die große Liebe nicht im Internet, da nur knapp jeder Vierte hier einen Partner kennenlernen wird. Online-Dating ist dennoch beliebt. Wie kam das?

Eine Chronik der Ereignisse: Beschränkungen der Liebe für die Gesundheit

  • Jänner 2020: Eine aus Deutschland kommende Touristin verweilte in Kühtai (Tirol) und wurde nach ihrer Rückkehr positiv getestet.
  • Februar 2020: Erste Infektionen in Österreich; das Gesundheitsministerium brachte bundeseinheitliche Richtlinien heraus und verordnete bei positiven Tests Heim-Quarantäne.
  • März 2020: Inkrafttreten von Reisebeschränkungen, Absage von Veranstaltungen und räumliche Distanzierung der Menschen, Bekanntgabe der Schul- und Universitätsschließungen, Beendigung der Skisaison in manchen Bundesländern, Ankündigung von Einschränkungen für Geschäfte und Restaurants, Ankündigung eines Verbots des Betretens öffentlicher Orte; am 27. März erklärte das deutsche Robert-Koch-Institut ganz Österreich zum Risikogebiet 
  • April 2020: Das Tragen von Mund-Nasen-Schutzmasken wird Pflicht, teilweise Lockerungen ab Ostern
  • Mai 2020: Wiedereröffnung Gastronomie, Beherbungsbetriebe, Fitnessstudios, Freibäder und Thermen
  • Juni 2020: Lockerung bei Maskenpflicht und Besuchen in Restaurants oder Cafés
  • Juli 2020: Wiedereinführung der Maskenpflicht

Besonders die Einschränkungen im März trafen Singles hart. Statistisch sind Orte wie Schule, Universität, Urlaubsgebiete und viele Geschäfte des täglichen Bedarfs übliche Orte, um einander kennenzulernen. Die Partnersuche und das Kennenlernen neuer Leute stellen trotz Lockerungen immer noch eine große Herausforderung für alle Generationen dar. Doch durch die Zwänge von Pandemie, Lockdown und anderen Einschränkungen hat sich Onlinedating auch für ältere Generationen als attraktive Option ergeben.

Laut einer aktuellen Studie der Onlinedatingplattform Zweisam.de vom Juli nutzen 81 Prozent der Ü50-Singles Onlinedatingdienste für die Partnersuche. Befragt wurden 754 Leute im Alter von 50 bis 75 Jahren und 1.306 Leute im Alter von 25 bis 49 Jahren. Interessantestes Ergebnis: Obwohl neue Technologie immer eher jungen Leuten zugeschrieben wird, sind die älteren Befragten wesentlich entspannter im Umgang. Hier können also durchaus Generationen voneinander lernen.

Noch im März berichtete der britische Guardian, dass trotz des Ansteckungsrisikos rund 93 Prozent der OKCupid-App-Nutzer sich lieber im echten Leben mit anderen Menschen treffen würden. Das mag auch aus einem Gefühl von Einsamkeit heraus entstehen. Laut einer Umfrage von Parship im März gaben etwa ein Drittel der Singles an, dass sie sich nicht nur einsam fühlten, sondern auch einen starken Wunsch nach einer festen Partnerschaft verspürten. Doch auch die persönlichen und zwischenmenschlichen Herausforderungen sollten nicht außer Acht gelassen werden: Rund 52 Prozent der Singles gaben an, dass der fehlende Kontakt zu Freunden und der Familie eine der größten Herausforderungen sei. Auch Menschen in Fernbeziehungen beklagten den fehlenden Kontakt zu ihren Lieben. (Christian Allner, 20.8.2020)

Bis Juli 2020 untersuchte eine internationale Vorlesungsreihe die Auswirkungen der Pandemie auf die Gesellschaft. Teilnehmende Institutionen waren unter anderem die deutsche Hochschule Darmstadt, die US-amerikanische University of Wisconsin Stout, die spanische Technical University of Cartagena oder die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

Die Ergebnisse der Reihe sollen in einem Sammelband später im Jahr veröffentlicht werden.

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