Die Covid-19-Pandemie zwingt die Modeunternehmen zum Umdenken. Alessandro Michele, Kreativchef von Gucci, verkündete auf der Social Media-Plattform Instagram, dass das italienische, zum Luxuskonzern Kering gehörende Label in Zukunft nur noch zwei Modenschauen pro Jahr zeigen wird.

In den vergangenen Jahren hatten Modeunternehmen dem zunehmenden Tempo der Industrie mit unzähligen Kollektionen und Präsentationen Rechnung gezollt: Neben den Shows im Frühjahr (gezeigt wurde ein halbes Jahr im Voraus die Herbst-Kollektion) und im Herbst (präsentiert wurde Frühjahrsmode des Folgejahres) wurden meist mehrere Zwischenkollektionen auf den Markt gebracht: Die "Resort"-Entwürfe überbrückten das Warten auf die Frühjahrskollektion, sie waren bereits im November oder Dezember erhältlich, die "Pre-Fall"-Kollektionen hingen bereits im Juli in den Läden.

Um die sogenannten "Cruise"-Kollektionen, irgendwann einmal für den Urlaub erdacht, wurden in den vergangenen Jahren aufwendige Events veranstaltet, die großen Modehäuser lieferten sich einen Wettkampf um die spektakulärsten Locations, die exotischsten Orte, zu denen Einkäufer, Journalisten und Prominente geladen wurden.

Gucci-Designer Alessandro Michele

Seit dem Lockdown sind die Rufe nach einer Entschleunigung der Modeindustrie lauter geworden, Gucci steht mit seiner Entscheidung nicht alleine da. Nach der Absage der Männermode-Wochen in Mailand und in Paris im Juni hatte das ebenfalls zum Kering-Konzern gehörende Unternehmen Saint Laurent angekündigt, seine Schauen unabhängig vom Modekalender zu zeigen. Auch Giorgio Armani hatte sich für eine Reduktion der Kollektionen ausgesprochen, Dries Van Noten und weitere Modedesigner in einem offenen Brief Vorschläge zu einem neuen Saisonen-Rhythmus gemacht. (red, 27.5.2020)