Viele Geschäfte haben wieder geöffnet, aber die Konsumlaune bleibt aus.

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Das Coronavirus hat sich in der Wirtschaftswelt eingenistet. In vielen Ländern ist es bereits wieder zu Lockerungen gekommen – der Konsum war bisher aber verhalten, und die Ergebnisse des ersten Quartals zeigen, dass viele Unternehmen tief getroffen wurden. Von der Aussicht auf eine rasche bzw. deutliche Erholung in der zweiten Jahreshälfte haben sich viele Volkswirte bereits verabschiedet.

Das deutsche DIW-Institut etwa erwartet einen Konjunktureinbruch von mehr als zehn Prozent für das laufende Quartal in Deutschland und danach nur eine langsame Belebung. Das DIW-Konjunkturbarometer sei im Mai wegen der Corona-Krise auf ein Rekordtief von 20 Punkten gesunken, teilten die Berliner Forscher und Regierungsberater am Mittwoch mit. Mit den ersten Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen nehme die Wirtschaft zwar etwas Fahrt auf. "Der Einbruch ist aber drastisch, und eine vollständige Erholung wird sehr lange auf sich warten lassen", sagte DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen. "Das Auslandsgeschäft dürfte angesichts der weltweit verheerenden Folgen der Corona-Pandemie wegbrechen und die Nachfrage vor allem nach Investitionsgütern schwach bleiben." Dies treffe die deutschen Exporteure stark.

Es gibt Hoffnungsschimmer

Doch es gibt auch Hoffnungsschimmer: Das Tempo des Abschwungs in der österreichischen Industrie und des Jobabbaus infolge der Corona-Krise geht dort bereits deutlich zurück. Die Betriebe würden die Produktionsleistung etwas weniger stark reduzieren, da auch der Rückgang des Neugeschäfts langsamer erfolge, erklärten Ökonomen der Bank Austria am Mittwoch. Auch der Beschäftigungsabbau gehe zwar weiter, aber in einem geringeren Ausmaß.

Nach dem Rekordtief im April hat sich der Bank-Austria-Einkaufsmanagerindex im Mai um fast neun Punkten aber noch immer weit vom Wachstumsbereich entfernt. Auch der Index der Produktionserwartungen hat sich nach einem Tiefpunkt im April um mehr als zehn auf 40,6 Punkte erholt.

Aufschwung im zweiten Halbjahr

Fürs zweite Halbjahr erwarten die Experten der Bank Austria einen spürbaren Aufschwung, der den Rückgang der Industrieproduktion im Gesamtjahr auf unter zehn Prozent begrenzen sollte. Falls die Pandemie nicht wieder auflebt, sollte 2021 die heimische Industrie "wieder klar auf Wachstumskurs segeln können", heißt es.

Trotz der historisch stärksten monatlichen Verbesserung im Mai hält die im März begonnene Talfahrt der heimischen Industriekonjunktur an. Der Einbruch habe sich mit den ersten Lockerungsmaßnahmen im Mai zu verlangsamen begonnen, so Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Der Rückgang bei Produktion und Neugeschäft gegenüber April sei weiter stark, erfolge aber etwas gedrosselt.

Ratingagenturen prüfen

Vielen Unternehmen droht aber auch anderes Ungemach. Denn die Zahl an Firmen und Ländern, denen wegen der Corona-Krise eine Herabstufung im Kreditrating droht, ist laut einer Analyse der Ratingagentur S&P auf ein Rekordhoch geklettert. 1.287 Ratings stehen laut S&P derzeit vor einem Downgrade mit "negativem Ausblick". Hier könnte eine Heraufstufung dann bis zu zwei Jahre dauern. Die Anzahl an potenziellen "gefallenen Engeln" (Länder und Unternehmen), deren Rating auf "Junk" sinken könnte, ist ebenfalls auf ein Rekordhoch gestiegen. Das hat in dem Fall weitreichende Konsequenzen, weil viele Investoren aus diesen Aktien oder Anleihen aussteigen müssen. (Bettina Pfluger, 28.5.2020)