Eine Veröffentlichung in der Zeitung der eigenen Partei veranlasste Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) zum Handeln.

Foto: APA / HELMUT FOHRINGER

Wien – Nach den abfälligen Äußerungen über Christen, die der türkische Botschafter in Österreich, Özan Ceyhun, auf einer Ramadan-Veranstaltung in Wien gemacht haben soll, lässt Integrationsministerin Susanne Raab jetzt das Kultusamt die Veranstaltung prüfen. Der Botschafter bekräftigte bei einem Gespräch im Ministerium am Mittwoch, er sei missverstanden worden, und bedauert seine Aussagen.

In einem dem "Volksblatt" zugespielten Video soll Ceyhun zu hören sein, wie er neben diversen Lobpreisungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und der Muslimbruderschaft sagt: "Die (Christen, Anm.) gehen in egoistischer Manier, ziehen sich in ihre vier Wände zurück und verteilen keine Geschenke, wie wir das tun." Dem "Volksblatt" gegenüber bestritt der Diplomat, die Aussagen so getätigt zu haben, obwohl sie laut der Zeitung von zwei Muttersprachlern übersetzt worden sind. Das "Volksblatt" gehört der ÖVP Oberösterreich und ist die letzte österreichische Tageszeitung im Besitz einer Partei.

Der "Krone" sagte der Diplomat, dass seine Rede zu Missverständnissen geführt habe. Nichts sei ihm ferner, als religiöse Gefühle zu verletzen. Er habe sich auf das Weihnachten in der heutigen Konsumgesellschaft bezogen und "keine einzige Aussage über Anhänger eines bestimmten Glaubens, seien es Christen oder Muslime, getroffen", rechtfertigte sich Ceyhun.

Gespräch auf Beamtenebene

In einem Gespräch auf Beamtenebene wurde dem Botschafter gegenüber laut einer Aussendung des Integrationsministeriums "unmissverständlich klargestellt, dass eine Geringschätzung der österreichischen Werte und Traditionen nicht akzeptiert wird". Die Ministerin dazu: "Nach dem Vorfall lasse ich das Kultusamt prüfen, ob es sich bei der Veranstaltung des türkischen Vereins um eine religiöse Versammlung oder um eine politische Veranstaltung gehandelt hat und ob im Rahmen der Veranstaltung die positive Grundeinstellung gegenüber Gesellschaft und Staat verletzt wurde. Des Weiteren ist zu klären, ob es zu Verstößen gegen das Islamgesetz gekommen ist. Einfluss aus der Türkei auf Vereine in Österreich lehne ich als Integrationsministerin vehement ab." (APA, red, 28.5.2020)