Ob sich das ausgezahlt hat? Nach angeblich 259 Verhören, 55 Hausdurchsuchungen, zehn freiwilligen Nachschauen, fünf Festnahmeanordnungen und 13 Rechtshilfeansuchen sind die Jäger des verlorengeglaubten Schatzes der "Soko Tape" auf den schoafen Fund gestoßen, der ihnen nun ermöglichen soll, des auf Tape fixierten Corpus deliciosum delicti über eine internationale Fahndung auch im Fleische habhaft zu werden. So viel an Steuergeld für eine Frau wurde wohl noch nie hinausgeworfen, wenn es nur um den möglichen Erkenntnisgewinn ging, dass es sich bei der international Ausgeschriebenen gar nicht um eine falsche Oligarchennichte aus Osteuropa namens Alyona Makarov handelt, sondern um eine echte Mizzi Hinterstoisser aus dem Südburgenland. Sie entspräche damit exakt dem von den Schatzjägern als "wichtiges Puzzlestück" eingeschätzten Lückenbüßer für ein Puzzle, das die österreichische Landschaft als Corona des Tourismus ergreifend und teuer beworben darstellen könnte.

Aus dem Videomaterial mit einer Laufzeit von zwölf Stunden und 32 Minuten sollen sich keine weiteren Verdachtsmomente ergeben.
Foto: APA/HARALD SCHNEIDER

Natürlich unter jenem moralischen Vorbehalt "So sind wir nicht", mit dem die Saubermänner Strache und Gudenus in der Volksgemeinschaft als artfremd diffamiert und isoliert werden sollen. Das ist natürlich ungerecht. Nur weil man mit der "Kronen Zeitung" das österreichische Wesen auf Rotationspapier in sich aufsaugen wollte, nachdem die Genesung am deutschen mangels Zulauf zurückgestellt werden musste, sollte man nicht gleich als korrupt gelten, noch dazu, wo man gar kein Amt innehatte, das einen zu Korruption hätte ermächtigen können.

Charismatisch türkise Ausstrahlung

Diese Chance sollte sich erst später eröffnen, aber das konnte ein designierter Bundeskanzler mit einer Message-Control erst im Aufbaustadium noch nicht wissen. Im aktuellen "Jahrbuch für Politik" preist der unabhängige Politikwissenschafter Andreas Khol Kurzens charismatisch türkise Ausstrahlung. Auch wenn deren Strahl letztlich nicht ausreichte, auf Blau purgierend zu wirken, bedauerte Khol im Verein mit der charismatischen "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" das vorzeitige Ende der türkis-blauen Koalition, und das bekanntlich nur wegen des "wichtigen Puzzlestücks". Er bedauert zurecht, schließlich ist Strache nur wegen seiner mangelhaften Russischkenntnisse und einer plötzlich aufgetretenen Saftunverträglichkeit in einen Hinterhalt gelaufen, und daran ist doch nichts wirklich Schlimmes.

Aus dem Videomaterial mit einer Laufzeit von zwölf Stunden und 32 Minuten, das sich seit Ende April bei den Findern befindet, sollen sich keine weiteren Verdachtsmomente ergeben, es soll, wie es heißt, keine wirkliche Bombe mehr platzen. Daraus lässt sich schließen, dass das international gesuchte Subjekt polizeilicher Sehnsucht zur politischen Aufklärung des Wahlvolks nichts mehr beizutragen hat, was es nicht schon während der Laufzeit von Minuten beigetragen hat.

Wenn schon den Herren Strache und Gudenus strafrechtlich nichts vorzuwerfen ist, muss man weibliche Beteiligung an einem Practical Joke auch nicht überbewerten, nur weil daran eine türkis-blaue Liebe verkümmert ist. Wer weiß, es kann einmal ein Wunder geschehen. Sie aber hätte sich schon ein Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik verdient. Denn: So sind wir nicht. (Günter Traxler, 29.5.2020)