Der Ausflug ins Grätzel ist für viele derzeit schon das höchste der Gefühle.

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Mit der Corona-Krise ist die Welt ganz klein geworden, zumindest das, was wir von ihr sehen. Das gilt nicht nur für den Städtetrip am Wochenende oder Fernurlaube, die nun Schnee von gestern sind, sondern auch für den Bewegungsradius im Alltag. Früher legten die meisten von uns schon alleine durch die Fahrt in die Arbeit einige Kilometer zurück, abends dann noch ins Kino, zu Freunden, ins Fitnessstudio oder ins Restaurant, bevor es zurück nach Hause ging. Mit Homeoffice und Ausgangsbeschränkungen erübrigen sich diese Wege oftmals. Viel wird von daheim aus erledigt, ein Ausflug ins eigene Grätzel ist da schon das höchste der Gefühle.

Das hat nicht nur Nachteile. Regionalität spielt seit der Krise wieder eine größere Rolle, sagen Experten wie Roland Gruber vom Architekturbüro Nonconform. Und es stimmt: Auf einmal ist möglich, was vorher lange nur ein Vorsatz war. Etwa das Einkaufen in der Greißlerei um die Ecke, in die man ohnehin längst mal gehen wollte, es aber nie geschafft hat. Denn die Einkäufe wurden auf dem Rückweg vom Büro erledigt, im großen Supermarkt bei der U-Bahn-Station.

Yoga im Park

Was jetzt auch geht, weil die Wege viel kürzer sind und man tagsüber daheim ist: endlich mal das Mittagsmenü im netten Wirtshaus in der Nachbarschaft bestellen, den Briefträger persönlich antreffen, im Nachbarschaftsgarten vorbeischauen, beim morgendlichen Yogakurs im Park mitmachen, zu den Angeboten des Grätzel-Vereins gehen und überhaupt mal die eigene Wohngegend erkunden.

Ein netter Nebeneffekt: Endlich lernt man mal die Nachbarn besser kennen, schließlich sind die meisten von ihnen auch viel mehr zu Hause. Das führt vielleicht zu netten Pläuschchen, Blumen- oder Gemüsespenden aus dem Garten oder vom Balkon, gegenseitigem Versorgen mit selbstgemachten Speisen und am Ende vielleicht sogar zu neuen Freundschaften. (Bernadette Redl, 29.5.2020)