Donald Trump hat es nicht leicht. Nicht nur, dass er soeben vom Nachrichtendienst Twitter für Lüge und Gewaltverherrlichung abgestraft wurde, jetzt macht sich auch noch eine Serie über sein Weltraumprojekt Space Force lustig. Twitter wurde vom US-Präsidenten soeben in die Schranken gewiesen. Gut möglich, dass bald auch Streamingdienste für die vorlaute, gleichnamige All-Comedy bezahlen müssen, die seit kurzem auf Netflix abrufbar ist.

"Brüste auf dem Mond"

Dort sorgt zunächst auch ein Tweet des Präsidenten für Aufregung: Er wolle "Brüste auf dem Mond", soll Trump über Erwartungen an die neue Einheit getwittert haben. Ein Tippfehler, vermutet der Verteidigungsminister und macht aus "boobs" – Brüste – die wahrscheinlicheren "boots", also Stiefel. Wobei – ganz genau weiß man es nicht.

Aber das tut hier ohnehin niemand. Denn die Mission leitet General Mark Naird, ein fahnentreuer Soldat, der das ehrgeizige Vorhaben der US-Vormachtstellung im Weltraum mit militärischem Ehrgeiz und frei von jeglichem Verstand vorantreibt. Sehr zum Entsetzen der ebenfalls involvierten Wissenschafter, die ob so viel tumber Gefolgschaft immer wieder am Verzweifeln sind.

Frei von jeglichem Fachverstand agiert General Naird (Steve Carrel).
Foto: Netflix

So nimmt es nicht wunder, dass die Besatzung der sich im Orbit befindlichen und sehr schnell defekten Testrakete aus einem Hund und einem Affen besteht, wobei der Affe das Kommando innehat. Das Tier scheint von außergewöhnlicher Intelligenz, denn es kommuniziert mit dem Bodenpersonal und teilt mit eindeutigen Gesten mit, dass es unter "Langeweile, Hunger, Wollust" leide. Der General bietet entschlossene Hilfe an: "Space Force helfen, Banane kriegen." Dass die Sache trotzdem schiefgeht, ist letztlich nicht die Schuld des Tieres. Dafür gibt es posthum einen Orden.

Mehr an absurden Albernheiten dieser Art warten in zehn Folgen. Erfunden und geschrieben haben das Steve Carell und Greg Daniels, die schon für die in den Staaten ungeheuer beliebte US-Version des britischen Workplace-Klassikers The Office verantwortlich sind. Daniels feiert gerade Erfolge für Amazons Sci-Fi-Comedy Upload. Carell spielt in Space Force die Hauptrolle des konfusen Generals, an seiner Seite agiert ein serienerprobtes Ensemble, bestehend aus John Malkovich, der als honoriger Astroprofessor die Blödheiten des Militärs immer verhindern muss, weiters Lisa Kudrow (Friends) als Frau Naird sowie Noah Emmerich (The Americans) und Jane Lynch (Glee).

John Malkovich ist als ernsthafter Wissenschafter um seine Mission besorgt.
Foto: Netflix

Für Netflix bedeutet Space Force auch aus strategischen Gründen mehr: 2021 droht der Rechteverlust von The Office an die dann neue NBC-Streamingplattform Peacock und nach Friends ein weiterer schwerer Verlust im Angebot. Man hofft, dass sich die Fans zumindest die erste Folge von Space Force ansehen werden.

Dem öffentlichkeitsbewussten Trump-Büro dürfte Space Force einigermaßen Sorge bereiten. Denn die Gefahr besteht, dass Trumps milliardenschwerer PR-Coup von einer Workplace-Comedy in den Hintergrund gedrängt wird.

Netflix

Nicht alles ist geglückt an Space Force, auf ein anarchisches Komikfeuerwerk à la Mel Brooks wartet man vergeblich. Nichtsdestotrotz trifft die Serie einen Nerv. Wenn nämlich der Machtkampf zwischen Wissenschaftern, die das Leben auf der Erde verbessern wollen, und Militärs, die den Weltraum zu einem neuen Schlachtfeld machen wollen, tobt, hat das durchaus Hintergründe und betrifft auch die reale Space Force.

"Orgie des Todes"

"Ich würde gerne wissen, warum mein Wissenschaftsbudget verblasst, im Vergleich zu den Reichtümern, die dafür aufgewendet werden, um den Weltraum in eine Orgie des Todes zu verwandeln", will der Wissenschafter Mallory an einer Stelle wissen. Woraufhin Naird zu einer großen Verleugnungsrede à la "Ich kenne kein Alesia" ausholt.

Der Raketenstart ist geglückt, die "boobs" sind unterwegs zum Mond. General Mark Naird (Steve Carell) ist stolzer Chef der Space Force.
Foto: Netflix

Von kriegerischen Absichten wollen die Architekten der wirklichen, 2019 gegründeten Space Force unbedingt ablenken. "Die Vorstellung, dass wir mit dem Militär auf den Mond fliegen, ist vielleicht für Komödie und Satire interessant", betont D. T. Thompson, Vizekommandeur der echten Space Force, stets in Interviews. Im Moment ist die Einheit damit beschäftigt, Satelliten gegen China und Russland zu verteidigen. Die neue Einheit löste zudem interne Konkurrenzkämpfe aus, diese bildet auch Space Force ab. Naird muss sich gegen seinen Erzfeind von der Luftwaffe (Emmerich) so manche Stichelei gefallen lassen.

15 Milliarden US-Dollar lässt sich Trump sein Projekt vorerst kosten. Zumindest die Serientruppe verstärkt einen Verdacht: dass es sich bei der Space Force nur um ein weiteres schwarzes Loch für die Steuerzahler handelt. (Doris Priesching, 30.5.2020)