Foto: St Martin's Press

Martha Wells: "Network Effect"

Er ist wieder da! Sie. Es. Murderbot halt! Der misanthropische Kampf-Cyborg mit Bud-Spencer-Attitüde muss seine menschlichen Schützlinge wieder mal raushauen, auch wenn er viel lieber Seifenopern glotzen würde. Nach vier höchst populären Novellen hat Martha Wells ihren Helden wider Willen ins Romanformat transferiert, dabei aber wenig an der Erfolgsformel geändert. Fans werden auf ihre Kosten kommen, und ein Ende der Serie ist nicht in Sicht.

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Foto: KiWi

Tom Hillenbrand: "Qube"

Verbrechen, die die Welt erschüttern, sind in der Realität meist eine Phrase – die Science Fiction nimmt's mitunter etwas wörtlicher. Tom Hillenbrand kehrt für einen weiteren SF-Krimi in die Zukunftswelt seines 2018er Romans "Hologrammatica" zurück. Die durchaus für sich selbst stehende Fortsetzung "Qube" wird zum Wettlauf zwischen einem Unternehmer, der nach der Unsterblichkeit giert, einer Ermittlerin und einer undurchsichtigen Künstlichen Intelligenz.

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Foto: Penhaligon

C. A. Fletcher: "Ein Junge, sein Hund und das Ende der Welt"

Im Rahmen einer Rundschau voller Weltuntergänge hat in diesem Buch für junge Leser der sanfteste von allen stattgefunden: Es wurden einfach keine Kinder mehr geboren; eines der letzten ist der Titelheld des Romans. Griz lebt mit seiner Familie auf einer idyllisch wirkenden Insel – doch als sein geliebter Hund entführt wird, lässt er alles, was er kennt, zurück, um ihn sich wiederzuholen. Die Reise in die weite Welt wird in mehrfacher Hinsicht ein Augenöffner sein.

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Foto: Solaris

Adrian Tchaikovsky: "Firewalkers"


Die glühend heiße Äquatorwüste durchqueren, um ein Stück bröckelnde Infrastruktur zu reparieren, das ist der undankbare Job eines Firewalkers. Und Dank findet man in dieser zynischen Zukunftsvision ohnehin keinen: Denn besagte Infrastruktur hat nur einen einzigen Zweck, nämlich den Superreichen die Flucht ins All zu ermöglichen, während der Rest der Menschheit zusammen mit der Erde untergehen darf. Das schreit doch geradezu nach einer Revolution!

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Foto: Knaur

N. K. Jemisin: "Brennender Fels"

Im Mittelteil von N. K. Jemisins faszinierender Fantasy-Trilogie müssen sich die Protagonisten damit abfinden, dass sie mitten in einem globalen Massensterben stecken. Ihre Zukunft werden wir in Band 3 erfahren – die Vergangenheit dieser ungewöhnlichen Welt (es könnte unsere Zukunft sein) beginnt sich hier bereits langsam zu erschließen.

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Foto: Heyne

Uwe Laub: "Leben"

Die Zeit verrinnt – sowohl für Hauptfigur Fabian, dem ein beschleunigter Alterungsprozess attestiert wird, als auch für die Biosphäre der Erde, wo ein Massensterben aufs andere folgt. Von der ökologischen Komponente, auf die Autor Uwe Laub im Nachwort pocht, ist am Ende nicht mehr viel übrig – es bleibt aber immerhin ein rasanter Thriller.

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Foto: Knopf

Lawrence Wright: "The End of October"

Journalist und Pulitzer-Preisträger Lawrence Wright malt das Szenario einer Pandemie an die Wand, die die real gerade stattfindende noch weit in den Schatten stellt. Vom wirtschaftlichen Shutdown bis zur Hoffnung auf Herdenimmunität: Der zwischen Politthriller- und Sachbuch-Anteilen schwankende Roman wurde bereits vor dem Beginn von Covid-19 geschrieben und wirkt an manchen Stellen verblüffend prophetisch.

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Foto: Heyne

Tamsyn Muir: "Ich bin Gideon"

Trotzkopf goes Totenkopf: In einer Galaxis, deren Technologie von Nekromanten und Knochenmagie angetrieben wird, ringt die unangepasste junge Frau Gideon Nav um ihre Bestimmung, während sie sich mit ihren Mitstreitern auf eine tödliche Horkrux-Jagd begibt. "Ich bin Gideon" ist in den Weltraum verlagerte Fantasy ... und unter all der morbiden Gruftie-Schminke und dem Knochengerassel viel braver, als es glaubt zu sein.

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Foto: Fischer Tor

Kira Jane Buxton: "Hollow Kingdom"

Konsterniert muss die zahme Krähe Shit Turd (heißt auch in der deutschsprachigen Ausgabe von Fischer Tor so) feststellen, dass die Menschheit einer Zombiekalypse zum Opfer gefallen ist. Das fliegende Schandmaul kommentiert die Ereignisse auf erfrischende Weise – und obwohl man Kira Jane Buxtons Debütroman "Hollow Kingdom" eine gewisse Gefallsucht nicht absprechen kann, so ist er doch zumindest ausgesprochen unterhaltsam. – Der Vollständigkeit halber sei außerdem erwähnt, dass mit M. G. Wheatons "Emily Eternal" noch ein weiterer hier schon besprochener Roman übersetzt worden ist (und zwar von Heyne, der Titel ist auch in diesem Fall unverändert geblieben). Allerdings ist die Geschichte um eine Künstliche Intelligenz, die die Menschheit vor dem Ende der Sonne retten will, so unausgegoren, dass ich sie leider nicht empfehlen kann.

Foto: Cross Cult

Jordi Bernet & Peter Wiechmann: "Andrax"

Und hier noch etwas für Nostalgiker: Die Comic-Reihe "Andrax" des Spaniers Jordi Bernet ist in den 70ern über legendäre Magazine wie "Primo" oder die "Zack Parade" im deutschsprachigen Raum bekannt geworden. Die suicide-blonde Titelfigur ist eigentlich ein Olympiasportler unseres Zeitalters, wird jedoch wie ein trashiger Cousin von Don Lawrences "Storm" in eine barbarische Zukunft versetzt, die als wilde Mischung aus allen möglichen (prä-)historischen Epochen daherkommt. Schwertschwingend stellt sich unser Held dort Legionen von Monstern und Mordbuben entgegen – was aber kein Problem ist für den Mann mit dem längsten Lendenschurz der Comicgeschichte. Cross Cult hat sämtliche "Andrax"-Abenteuer in einem Band versammelt, der in limitierter Auflage erscheint und stolze 60 Euro kostet – allerdings auch noch stolzere 740 Seiten umfasst.

Wie schon in der Rezension zu Uwe Laub erwähnt, wird die nächste Rundschau unter dem Generalthema "Rache der Natur" stehen. Autoren wie Tim Lebbon, M. R. Carey oder Christian Mähr haben sich dazu ganz unterschiedliche Szenarien einfallen lassen. Besonders gespannt dürfen wir auf Max Brooks sein: Der Schöpfer des Zombie-Klassikers "World War Z" hat uns diesmal nämlich ein Bigfoot-Massaker versprochen und das auch noch ernst gemeint! (Josefson, 13.6.2020)