Zum ersten Mal gelang dem privaten Unternehmen Space X am Samstag der Start eines Astronautenflugs zur Internationalen Raumstation (ISS). Planmäßig um 21:22 Uhr MESZ hoben die beiden Nasa-Astronauten Robert Behnken (49) und Douglas Hurley (53) vom Nasa-Weltraumbahnhof Kennedy Space Center in Florida ab. Sie sind die ersten Passagiere, die an Bord des neuen Space-X-Raumschiffs Crew Dragon mit einer Falcon-9-Rakete zur ISS fliegen. Ihre Ankunft wird für Sonntag um 16:29 MESZ erwartet.

Unterwegs zur Raumstation: Douglas Hurley (rechts) und Robert Behnken.
Foto: SpaceX/Nasa

"Ich bin so stolz auf das Team von Nasa und Space X, das diesen historischen Augenblick möglich gemacht hat", twitterte Nasa-Chef Jim Bridenstine – und zeigte sich einmal mehr ganz patriotisch. Der erfolgreiche Start ist ein großer Erfolg für die vom exzentrischen Milliardär Elon Musk gegründete Weltraumfirma Space X, aber auch für die US-Weltraumbehörde Nasa geht es um viel: Diese hat Milliarden in die private Raumfahrt investiert, um einen kommerziellen Markt für Raumflüge zu etablieren und damit wieder unabhängig von den russischen Sojus-Transporten zu werden.

Dass die USA seit dem Ende des Spaceshuttle-Programms 2011 auf Russland angewiesen waren, um Astronauten ins All zu bringen, sorgte politisch zunehmend für Unmut. Zudem hat die russische Raumfahrtagentur Roskosmos die Preise für Astronautentransporte immer weiter erhöht – rund 80 Millionen Euro kostet ein Platz in der Sojus derzeit. Space X soll künftig etwa 55 Millionen Euro pro Astronaut erhalten.

Erfahrene Astronauten

Hurley und Behnken, die beide schon jeweils zweimal im Rahmen des Spaceshuttle-Programms im All waren, befinden sich auf einer Testmission: Sie sollen das Space-X-Transportsystem prüfen, das bald schon als reguläres Taxi zur ISS dienen könnte. Der Flug verläuft zwar größtenteils computergesteuert. Hurley, der Pilot der Mission, soll jedoch bis zur Ankunft bei der Raumstation mehrmals auf manuelle Steuerung umstellen, um die Funktion aller Systeme zu testen. Das Andocken an die Raumstation soll dann aber wieder automatisiert verlaufen.

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Lift-off um Punkt 21:22:45 Uhr MESZ vom Kennedy Space Center in Florida. Erstmals seit 2011 starteten am Samstag hier wieder Astronauten ins All.
Foto: AP/David J. Phillip

Wie lang die beiden Astronauten auf der Raumstation bleiben werden, ist noch nicht ganz klar. Von einem bis vier Monaten ist die Rede. Eigentlich hätten sich Space X und Nasa eine schnelle Rückkehr gewünscht, um die Testmission rasch auswerten und das Transportsystem zertifizieren zu können. Idealerweise soll Space X noch in diesem Jahr reguläre Nasa-Astronautenflüge übernehmen. Derzeit herrscht auf der ISS aber Personalmangel, Hurley und Behnken sollen daher ihren amerikanischen Kollegen Chris Cassidy für einige Zeit unterstützen.

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Elon Musk im Freudentaumel. Sein Raumfahrtunternehmen Space X darf sich auf weitere Aufträge freuen.
Foto: AFP/Getty

Erfolg beim zweiten Anlauf

Der erste bemannte Crew-Dragon-Start war ursprünglich für Mittwoch vorgesehen, Unwetter über Cape Canaveral erzwangen aber 16 Minuten vor dem Lift-off einen Abbruch. Am Samstag verlief dann trotz anfänglich negativer Wetterprognosen alles nach Plan. Schon wenige Minuten nach dem Start landete die erste Stufe der Falcon-9-Trägerrakete wie vorgesehen auf einer Landeplattform mit dem klingenden Namen "Of Course I Still Love You", sie kann wiederverwendet werden. Nur wenig später trennte sich die Dragon-Raumkapsel dann von der zweiten Raketenstufe und startete ihren knapp 19-stündigen Orbitalflug. Das Raumschiff erhielt übrigens den Namen "Endeavour", wie Hurley und Behnken in diesem Kurzvideo auf Twitter berichten.

(David Rennert, 30.5.2020)