Die Nasa-Raumfahrer Douglas Hurley (53) und Robert Behnken (49) haben ihre Zieldestination erreicht: Am Sonntag um 16:16 Uhr MESZ dockte ihre Space-X-Raumkapsel Crew Dragon erfolgreich an der Internationalen Raumstation (ISS) an. Dort hatten ihr Nasa-Kollege Chris Cassidy und die beiden russischen Kosmonauten Anatoli Iwanischin und Iwan Wagner das Andockmanöver an die ISS und die Ankunft der beiden Raumfahrer vorbereitet. Um 19:02 Uhr konnten Behnken und Hurley die Ausstiegsluke des Crew Dragon schließlich öffnen und die Raumstation exakt 20 Minuten später betreten.

ISS-Familienfoto (v. r.): Die Neuankömmlinge Doug Hurley und Bob Behnken gemeinsam mit Chris Cassidy, Iwan Wagner und Anatoli Iwanischin nach der Ankunft auf der Raumstation.
Foto: AFP/Nasa

Die beiden Raumfahrer waren am Samstag um 21:22 Uhr MESZ mit einer Falcon-9-Trägerrakete vom Nasa-Weltraumbahnhof Kennedy Space Center in Florida abgehoben. Der Start war weltweit mit großer Spannung verfolgt worden: Zum ersten Mal seit 1981 verließen Nasa-Astronauten an Bord eines gänzlich neuen Transportsystems die Erde. Zudem war es der erste bemannte Raketenstart aus den USA seit dem Ende des Spaceshuttle-Programms 2011 und der erste Astronautenflug der privaten Weltraumfirma Space X – noch dazu mit einer teilweise wiederverwendbaren Rakete.

Flug nach Plan

Der Flug ist noch kein regulärer Transport zur ISS, sondern der letzte Testflug des Crew Dragon: Hurley und Behnken sollen das Raumschiff unter realen Bedingungen testen und bewerten, ehe es zugelassen werden kann. Beide sind erfahrene Raumfahrer, sie waren jeweils zweimal im Rahmen des Spaceshuttle-Programms im All. Hurley war der letzte Spaceshuttle-Pilot überhaupt, er flog im Juli 2011 die letzte Mission der Atlantis.

Auf dem aktuellen Hinflug zur ISS überprüften Behnken und Hurley unter anderem die Lebenserhaltungs- und Sicherheitssysteme an Bord und auch die manuelle Steuerung der Kapsel: Der Flug fand zwar größtenteils computergesteuert statt, der Pilot Hurley schaltete aber mehrmals auf das manuelle Steuersystem um. Dabei funktionierte alles nach Plan, wie es von Nasa und Space X am Sonntag gleichlautend hieß.

Die Raumkapsel Crew Dragon beim Andockmanöver an die ISS.
Screenshot: Nasa TV

Snacks und Black Sabbath

Während ihrer knapp 19-stündigen Reise schickten Hurley und Behnken regelmäßig Updates per Videoschaltung. Sie hätten nach der Ankunft im Erdorbit ihre Raumanzüge ausziehen und sich ausruhen können. "Alles lief bisher bestens und wir haben überraschend gut geschlafen", berichtete Behnken. "Im Crew Dragon ist es leiser als in einem Spaceshuttle." Nach etwa sieben Stunden Nachtruhe wurden sie um 10:45 Uhr MESZ mit dem Song "Planet Caravan" von Black Sabbath geweckt.

Blick ins Cockpit während des letzten Annäherungsmanövers an die ISS.
Screenshot: Nasa TV

Der erste bemannte Crew-Dragon-Start war ursprünglich für Mittwoch vorgesehen, Unwetter über Cape Canaveral erzwangen aber 16 Minuten vor dem Lift-off einen Abbruch. Am Samstag verlief dann trotz anfänglich negativer Wetterprognosen alles nach Plan. Schon wenige Minuten nach dem Start landete die erste Stufe der Falcon-9-Trägerrakete wie vorgesehen auf einer Landeplattform mit dem klingenden Namen "Of Course I Still Love You", sie kann wiederverwendet werden. Nur wenig später trennte sich die Dragon-Raumkapsel dann von der zweiten Raketenstufe und startete ihren Orbitalflug. Das Raumschiff erhielt übrigens den Namen "Endeavour", wie Hurley und Behnken während des Flugs bekannt gaben.

Douglas Hurley (vorne) und Robert Behnken an Bord des Crew Dragon.
Foto: AFP/Nasa

Rückflugdatum noch offen

Wie lange die beiden Astronauten auf der Raumstation bleiben werden, ist noch nicht entschieden – ihr Aufenthalt könnte zwischen einem und vier Monaten dauern. Eigentlich hätten sich Space X und Nasa eine schnelle Rückkehr gewünscht, um die Testmission rasch auswerten und das Transportsystem zertifizieren zu können. Idealerweise soll Space X noch in diesem Jahr reguläre Nasa-Astronautenflüge übernehmen. Derzeit herrscht auf der ISS aber Personalmangel, Hurley und Behnken sollen daher ihren amerikanischen Kollegen Chris Cassidy für einige Zeit unterstützen. (David Rennert, 31.5.2020)