Der Umgang mit Plastik ist Teil des EU-Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft.

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Wien/ Brüssel – Die EU-Vorgabe zur Plastikvermüllung sieht für Plastikflaschen eine Sammelquote von 90 Prozent bis 2029 vor. Österreich erreicht bisher nur 70 Prozent. Ein Pfandsystem würde die Lücke am effizientesten schließen, ergab eine Anfang 2020 publizierte Studie. Am Dienstag soll die Pfandfrage bei einem runden Tisch im Klimaministerium diskutiert werden.

Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Staatssekretär Magnus Brunner (ÖVP) erwarten Vertreter von NGOs, dem Handel, Recyclingfirmen und Experten für Kreislaufwirtschaft zum Meinungsaustausch, laut Angaben aus dem Ministerium sind über 40 Stakeholder geladen. Hier zeigte sich bereits zu Beginn der Debatte Anfang des Jahres, dass sich Umwelt-NGOs für ein Pfandsystem einsetzen, während Einzelhandel, Wirtschaftskammer und nicht zuletzt Altstoff Recycling Austria (ARA) eine Beibehaltung des Status quo bevorzugen.

Verbot von Einwegplastikartikeln 2018

Der Umgang mit Plastik ist Teil des EU-Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft, auch über die Zukunft des Plastiksackerls wurde so bestimmt. Die EU-Pläne zielen insgesamt auf einen Schwenk hin zu einer "kreislauforientierten" Wirtschaft – samt dem daraus resultierendem Beitrag zu den UN-Nachhaltigkeitszielen für 2030 und jenen des Pariser Klimaabkommens.

Die Einigung auf ein Verbot von Einwegplastikartikeln wurde Ende 2018 unter dem österreichischen EU-Vorsitz erzielt. Damals leitete Gewesslers Vorgängerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) die Umweltagenden – die erwähnte Plastikflaschen-Studie wurde vor rund einem Jahr von ihrem Ressort beauftragt. Im Jänner 2020 lagen die Ergebnisse dann vor – und damit der Schluss, dass selbst eine Quote von über 75 Prozent nur durch Pfandeinhebung oder zusätzlichem Aussortieren der Flaschen aus dem Restmüll zu bewerkstelligen sei.

Wirtschaftkammer kritisiert Mehrkosten

Das Einwegpfand auf alle Plastikflaschen würde sich aus Sicht der Studienautoren des Technischen Büros Hauer, der Universität für Bodenkultur und der Montanuniversität Leoben sowohl als die effizienteste wie auch als kostengünstigste Lösung erweisen. In der Studie wurde zu 0,30 Euro einheitlich für alle Getränkearten und Gebindegrößen geraten. Die Getrenntsammlungsvariante, schneidet laut Studie sowohl in Effizienz als auch Kostenfrage schlechter ab.

Innerhalb der EU wird das Pfand jedenfalls bald die dominierende Variante sein: In zehn Staaten gilt ein solches bereits, mindestens sechs weitere sollen innerhalb von zwei Jahren folgen. Als "keinen guten Weg in Österreich" bezeichnete der Generalsekretär der Wirtschaftskammer das Pfandsystem am Samstag im Ö1-"Mittagsjournal". So würden Geschäfte mit weniger als 250 Quadratmeter Verkaufsfläche jährliche Mehrkosten von 10.500 Euro haben, wenn 58.000 Pfandflaschen pro Jahr verkauft werden würden – mit eingerechnet wurde ein Rückgabeautomat um 10.000 Euro.

Die ARA, die von einem Pfandsystem nicht profitieren würde, forderte in einer Aussendung indes eine faktenbasierte Diskussion. Vorstand Werner Knausz wünschte mit Bezug auf den Runden Tisch zudem, dass die "Beschäftigung mit Einzelthemen" den Blick "auf das Gesamtbild Kreislaufwirtschaft" nicht verstellen dürfe. "Wir sind auf der Suche nach 90.000 Tonnen Steigerung im Bereich des Recyclings von Kunststoffverpackungen, um die EU-Ziele zu erreichen", kündigte Knausz an. Die Zielvorgaben des EU-Kreislaufwirtschaftspakets 2025 für Verpackungen aus Papier, Glas und Metall habe man bereits erfüllen können. (APA, 1.6.2020)