In Oberösterreich bereitet die Bildungsdirektion des Landes die Schuldirektorinnen und -direktoren bereits auf zweiwöchige Sommerschulen vor.

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Turnen wird als freiwilliges Angebot für Schüler am Nachmittag noch in diesem Schuljahr wieder ermöglicht. In vielen Turnsälen findet aber bereits Unterricht oder Betreuung statt.

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Wien – Der Turnunterricht bleibt ausgesetzt, ab Mittwoch kann man in der Schule dennoch wieder beim Völkerball abgeschossen werden. Wie Unterrichtsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Samstag verkündete, steht es den Lehranstalten nach den Pfingstferien frei, den Schülerinnen und Schülern "Bewegungs- und Sportangebote" zu machen. Wie diese allerdings aussehen werden, ist noch ziemlich nebulös, denn eine Verordnung gab es vorerst noch nicht.

Die Teilnahme an der sportlichen Betätigung ist grundsätzlich freiwillig, steht in dem am 30. Mai veröffentlichten "Infoschreiben Lockerungen". Da in vielen Häusern die Turnsäle für den Unterricht ausgelagerter Klassen oder die Betreuung genutzt werden, muss zunächst eine geeignete Sportstätte gefunden werden, vorzugsweise im Freien. Da die Schulen in der Frage autonom sind, gibt es auch keinen wirklichen Zeitplan: Die einzelnen Standorte "sollten bis 15. Juni entscheiden", ob sie Bewegungsmöglichkeiten für die Kinder und Jugendlichen anbieten. Offen ist aber, wie diese mit den Lehrkräften organisiert werden können, denn der Bund schlägt als Option nur vor, dass Bewegungseinheiten "am Nachmittag an den regulären Unterricht angehängt werden" können. Laut Faßmann sind kontaktintensivere Sportarten ausgeschlossen. Basketball, Völkerball oder Leichtathletik seien aber möglich.

Auf Vorarlberg vergessen

Vergessen scheint man im Ministerium in Wien auf die Vorarlberger zu haben: Dort muss der Nachwuchs nämlich im Gegensatz zum Rest von Österreich bereits am Dienstag wieder in die Schule – bis Montagmittag gab es aber noch keine gesetzliche Verordnung. Zudem fällt laut dem Infoschreiben des Ministeriums ab 3. Juni auch die Verpflichtung, in Österreichs Schulen und am Schulgelände einen Mund-Nasen-Schutz (MNS) zu tragen. Was für Vorarlberg aber das Kuriosum bedeutet hätte, dass am 2. Juni noch MNS-Pflicht gegolten hätte. Schullandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) hielt Rücksprache im Ministerium: Dort verwies man darauf, dass die Verordnung so zu verstehen sei, dass diese auch einen Tag früher gelten werde.

Nach den Pfingstferien ist auch wieder Singen im Unterricht erlaubt. Aufrecht bleiben der Schichtbetrieb sowie Abstandsregeln. Am Mittwoch kehren zudem rund 300.000 Schüler polytechnischer Schulen, Berufsschulen, AHS-Oberstufen und berufsbildender mittlerer und höherer Schulen in ihre Klassenräume zurück. Aufgrund des Schichtbetriebs gibt es für die Oberstufenschüler bis zu den Sommerferien nur noch rund zehn bis zwölf Schultage in den Schulen.

Sommerschulen geplant

Auch die von Faßmann bereits angekündigte Sommerschule für gewisse Schülergruppen wird konkreter. Zwar hat der Bund noch keine Details bekanntgegeben. In Oberösterreich bereitet die dortige Bildungsdirektion die Schulen aber bereits auf diese Maßnahme vor.

In einem Schreiben an alle Direktionen der Pflichtschulen im Bundesland heißt es, dass das Bildungsministerium "in den letzten beiden Ferienwochen eine Sommerschule" plant – konkret vom 31. August bis 11. September. Das Schriftstück liegt dem STANDARD vor. An die Schulleiter gerichtet heißt es: "Die Bildungsdirektion in OÖ möchte Sie persönlich ersuchen, diesem Vorhaben positiv gegenüber zu treten und zu überlegen, ob dieses Projekt zur Unterstützung Ihrer Schülerinnen und Schüler am Schulstandort umgesetzt werden könnte."

Die Sommerschule ist laut der Bildungsdirektion OÖ "ein ergänzender Unterricht in Form einer Deutschförderung, mit dem Ziel, die Unterrichtssprache zu erwerben und zu festigen". Zielgruppen sind außerordentliche Schülerinnen und Schüler, jene mit einem Nicht genügend im Fach Deutsch im laufenden Schuljahr – sowie jene, die in Deutsch zwischen den Noten 4 und 5 stehen. Die Sommerschule soll jene Schüler unterstützen, "die aufgrund erschwerter Rahmenbedingungen von Bildungsnachteilen betroffen sind".

Unterricht von 8 bis 12 Uhr

Stattfinden wird der Unterricht laut Bildungsdirektion OÖ in den letzten beiden Ferienwochen jeweils von 8 bis 12 Uhr in ausgewählten Sommerschulen. Die Teilnahme ist für Schüler "kostenfrei und grundsätzlich freiwillig", wie es heißt. Bei erkannter Notwendigkeit soll diese aber "nachdrücklich empfohlen" werden. Nach erfolgter Anmeldung der Schülerinnen und Schüler ist diese verpflichtend.

Geplant ist ein Unterricht in Kleingruppen von 8 bis 15 Personen. Jede Gruppe "wird von zwei Lehramtsstudierenden im Tandem unterrichtet". Der Bonus für jene, die sich melden: Sie erhalten fünf ECTS-Punkte auf ihr Studium angerechnet. Pädagoginnen und Pädagogen sollen "auf freiwilliger Basis" unterstützen. Sie sollen "Mehrdienstleistungen" erhalten: Wie diese genau aussehen sollen, ist noch völlig offen. Zudem soll es eine Kooperation mit Sommerbetreuungsangeboten der Bundesländer geben.

Noch in dieser Woche sollen alle Schulleitungen vom Bundesministerium schriftlich über die Sommerschule informiert werden. Auch eine Informationsplattform des Ministeriums soll laut dem Schreiben eingerichtet werden. Aus der Wiener Bildungsdirektion hieß es auf STANDARD-Anfrage dazu: "Wir warten noch auf Informationen seitens des Bildungsministeriums." Ein Schreiben an Schulleiterinnen und -leiter habe es in Wien noch nicht gegeben. Eine telefonische Anfrage im Bildungsministerium wurde vorerst nicht beantwortet. (David Krutzler, 1.6.2020)