Russland zeigt sich nach dem Vorstoß von US-Präsident Donald Trump für eine Erweiterung der G7 offen für einen Dialog. Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow forderte aber mehr Einzelheiten.

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Moskau/Washington – Russland zeigt sich nach dem Vorstoß von US-Präsident Donald Trump für eine Erweiterung der G7 offen für einen Dialog. Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow sagte am Montag in Moskau zugleich, man müsse mehr Einzelheiten kennen, bevor man auf den Vorschlag, zum Gipfel der sieben führenden Industriestaaten auch Russland, Australien, Südkorea und Indien einzuladen, antworten könne.

Einige Fragen offen

Es sei nicht klar, ob es sich um einen offiziellen Vorschlag handle, sagte Peskow. Russland wolle zunächst mehr darüber erfahren, was auf der Tagesordnung stehen und wie das Format aussehen sollte. Offen sei unter anderem auch, in welcher Eigenschaft Russland eingeladen werden solle und wer überhaupt eingeladen sei. Aber der russische Präsident Wladimir Putin befürworte ein Gespräch über dieses Thema.

Zugleich machte Peskow deutlich, dass es für die Diskussion aktueller internationaler Probleme andere Formate gebe wie die G20 der führenden Industrienationen und Schwellenländer. Kommentatoren in Moskau sagten, dass Russland sich auf keinen Fall einer womöglich von Trump geplanten Anti-China-Fraktion in der Weltpolitik anschließen werde.

Trump-Vorstoß am Wochenende

Trump hatte am Samstag erklärt, er werde den für Juni in Washington geplanten Gipfel auf September oder später verschieben und bei der Gelegenheit die Liste der Gäste um die Staats- und Regierungschefs der genannten vier Länder erweitern. Die Zusammensetzung sei völlig veraltet, sagte Trump auf dem Rückflug von Cape Canaveral in Florida nach Washington vor Journalisten. Er habe nicht den Eindruck, dass die G7 gut vertrete, was in der Welt vor sich gehe.

Thema China

Thema des Gipfeltreffens soll einer Sprecherin des US-Präsidenten zufolge auch China sein. Derzeit nehmen die Spannungen zwischen den USA und der Volksrepublik wieder zu. Trump wirft China eine Verschleierungstaktik beim Ausbruch des Coronavirus vor. Zudem leitete Trump das Ende der wirtschaftlichen Privilegien für Hongkong in die Wege, weil China ein umstrittenes Sicherheitsgesetz vorantreibt. Mit diesem würde die Führung in Peking Kritikern zufolge ihren Zugriff auf die Sonderverwaltungszone festigen.

Deutschland, das neben den USA, Kanada, Japan, Großbritannien, Frankreich und Italien zur G7 gehört, reagierte verhalten auf Trumps Vorstoß zur Erweiterung der Gruppe. "Wir warten auf die weiteren Informationen durch die USA, die ja Gastgeber sind", sagte ein Regierungssprecher am Sonntag in Berlin. Australien begrüßte den Vorschlag. Südkorea will mit den USA beraten.

Russland wurde 2014 nach der Einverleibung der ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim aus der Gruppe ausgeschlossen. Die USA und die EU erließen zudem Sanktionen, die bis heute in Kraft sind. (APA/Reuters, 1.6.2020)