In "Der Beischläfer" pielt Markus Stoll den Oldtimer-Schrauber Charlie Menzinger.

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Wenn der Glabberl Sepp und die Griffbrettfahrer ihr Lied anstimmen und der Xaver mit dem Alfa in die Werkstatt braust, dann schaut der Charlie. "Gei, da schaugst", sagt der Xaver und streckt sich genussvoll. Es entspinnt sich eine Diskussion um den Preis des flotten Schlittens, da steht plötzlich die Polizei vor der Tür und führt den Charlie ab. Kein Verbrechen, nur ein Ehrenamt wartet auf ihn und die Zuschauer von "Der Beischläfer", seit kurzem auf Amazon Prime abrufbar.

Als Schöffe erlebt der Charlie allerhand. Unter anderem himmelschreiende Ungerechtigkeiten im Gerichtssaal, die er gerade noch abwenden kann, außerdem schnöselige Justiziare, denen der ehrliche Laienrichter die Wadln virerichtet, nicht zu vergessen auf Funken schlagende Begegnungen mit der feschen Richterin, die ihr Amt streng ausübt, privat als Neuling in München aber konfus agiert und – Sie ahnen es – auf Charlies Hilfe angewiesen ist.

"Der Beischläfer" ist eine Mischung aus "Königlich Bayerisches Amtsgericht", "Zwei Münchner in Hamburg" und "Richterin Barbara Salesch" und rittert um ein Publikum, das sich eher im linearen TV tummelt. Das Buhlen um diese Zielgruppe ist in vollem Gange. Netflix zeigt ab 12. Juni fünf Folgen von "Wetten, das war’s?", in denen Frank Elstner in Erinnerungen schwelgt. Vom "Monaco Franze", mit dem die Serie beworben wird, ist "Der Beischläfer" allerdings meilenweit entfernt. Hauptdarsteller Markus Stoll alias Harry G ist kein Helmut Fischer, Lisa Bitter keine Ruth Maria Kubitschek – sorry, Leute. Oder sagen wir es mit dem Glabberl Sepp: "Waunst mim Teifi tanzt, da brauchst kane Schuah." (Doris Priesching, 2.6.2020)